Buchbesprechung Joachim Bauer: Das Gedächtnis des Körpers

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Über den Autor

Joachim Bauer ist Jahrgang 1951, studierte Medizin und war anschließend in der molekularbiologischen Forschung tätig. Er arbeitet als Internist, Psychiater und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin am Universitätsklinikum Freiburg, wo er als Professor und Oberarzt in der Abteilung Psychosomatische Medizin tätig ist.

Klappentext

Es ist die vielleicht bedeutendste Erkenntnis der neueren Hirnforschung: Unser Gehirn verändert sich durch das, was wir in zwischenmenschlichen Beziehungen erleben. Dieses Buch zeigt, was dies für unseren Alltag bedeutet. Beziehungserfahrungen und Lebensstile hinterlassen einen "Fingerabdruck" in den biologischen Abläufen unseres Körpers. Der Grund: Gene steuern nicht nur, ihre Aktivität wird umgekehrt auch selbst gesteuert. Das Buch zeigt auf, wie dies geschieht. Auf spannende Weise wird erläutert, warum wir gute Beziehungen brauchen, was Gewalterfahrungen im Leben eines Menschen bedeuten, aber auch welche Folgen fehlende Zuwendung oder hoher Medienkonsum für Kinder haben können. Pointiert und verständlich zeigt Joachim Bauer, welche Perspektiven sich für ein neues, erweitertes Verständnis gesundheitlicher Störungen ergeben und wo die Chancen psychotherapeutischer Hilfestellungen liegen.

Kapitelübersicht

  1. Das Zusammenspiel von Genen und Umwelt: Wie aus einem Konzertflügel Musik wird
  2. Alltagssituationen und die Biologie des Körpers: Die Rolle der zwischenmenschlichen Beziehungen
  3. Gene sind keine Autisten
  4. Wie Gene auf Stress reagieren
  5. Die Entwicklung der individuellen Stressreaktion: Die biologischen Folgen biographischer Erfahrungen
  6. Synapsen, Nervenzell-Netzwerke, Lebensstile und zwischenmenschliche Beziehungen
  7. Subjektive Erlebnismuster im Netzwerk Seele: Persönlichkeitstypen im Alltag
  8. Umwelt und Neurobiologie am Beispiel einer Erkrankung: Die Depression
  9. Körperliche Risiken von Stress und Depression: Auswirkungen auf Herzkrankheit, Herzinfarkt und Herztod
  10. Körperliche Risiken von Stress und Depression: Immunabwehr und Tumorrisiko
  11. "Blindflug" von Arzt und Patient? Was an der Behandlung mit Psychopharmaka zu kritisieren ist
  12. Schmerzerfahrungen und Schmerzgedächtnis: Chronische Schmerzkrankheiten "ohne Befund"
  13. Effekte von Traumen auf Gene und Strukturen des Gehirns: Die posttraumatische Belastungsstörung
  14. Seelische und neurobiologische Folgen von Gewalt und Missbrauch bei Kindern und die Borderline-Störung
  15. Körperliche Spuren bei Problemen am Arbeitsplatz: Das Burnout-Syndrom
  16. Psychotherapie: Ihre Auswirkungen auf die Seele und auf neurobiologische Strukturen
  17. Die Welt der Gene: Wie sie wirklich funktionieren

Literatur

Zusammenfassung und Bewertung

Joachim Bauer erklärt, in welchem Umfang zwischenmenschliche Beziehungen die Aktivität von Genen und damit Funktion und Struktur des menschlichen Organismus, insbesondere des Gehirns beeinflussen. Ergebnisse der aktuellen neurobiologischen Forschung werden für den Laien verständlich zusammengefasst. Bauer wiederholt sich häufig, damit ist der Text für den naturwissenschaftlich vorgebildeten Leser manchmal etwas langatmig, dem Laien aber ersparen die Wiederholungen das ständige Nachschlagen von Fachbegriffen. Fallbeispiele und eine Zusammenfassung am Ende jedes einzelnen Kapitels tragen dazu bei, dass der Inhalt allgemeinverständlich bleibt.
Psyche und Körper sind eine Einheit, das wird nach dem Lesen des Buches jedem Interessierten einmal mehr deutlich werden.


Joachim Bauer: Das Gedächtnis des Körpers. Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern. Piper 2004, 270 Seiten. ISBN 3-492-24179-4