Engelwurz, echte

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Wissenschaftliche Namen: Angelica archangelica
Synonyme: Angelika, Angolkenwurzel, Angstwurz, Argelkleinwurz, Brustwurz, Cholerawurz, Erzengelwurz, Gartenangelika, Geistwurzel, Giftwurz, Giftwürze, Glückenwurzel, Gölk, Heiligenbitter, Heiligengeistwurzel, Ledpfeifenkraut, Luftwurzel, Theriakwurzel, Zahme Angelika, Zahnwurzel.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Doldenblütlerartige Apiales
  • Familie: Doldenblütler Apiaceae
  • Gattung: Engelwurzen Angelica
  • Art: Echte Engelwurz

Zur Gattung Angelica gehören ca. sechzig weitere Arten, die in gemäßigten und subarktischen Regionen der nördlichen Hemisphäre vorkommen. Dazu gehören:

Echte Engelwurz
Echte Engelwurz, Blütenstand
Echte Engelwurz, Blatt

Beschreibung

Blütezeit: Juni bis August.

Vorkommen: In Nord- und Mitteleuropa, Asien bis etwa 3000 Meter; an feuchten Stellen in Wiesen, in Wäldern, an Ufern; liebt stickstoffhaltigen Schlammboden; aus alten Anpflanzungen verwildert; zerstreut.

Kennzeichen: Ein bis zweieinhalb Meter hohe, zwei- bis vierjährige Pflanze; Stängel kräftig, am Grunde bis armdick, hohl, verzweigt, durch Wachsüberzug bläulich bereift, nach oben oft purpurrot angelaufen; Blätter unten heller, zwei- bis dreifach in große gezähnte Blättchen geteilt, bis neunzig Zentimeter lang, Blattscheiden bauchig aufgetrieben; Blüten gelbgrün, in großen halbkugeligen Dolden mit zwanzig bis dreißig behaarten Strahlen, oben mehlig; Früchtchen abgeflacht mit gewellten Flügeln, fünf bis acht Millimeter lang; Wurzel pfahlförmig, bis ein Meter tief.

Verwechslung: Ist mit der Wilden Engelwurz Angelica sylvestris möglich: Diese hat weiße oder rötliche Blüten und gerillte Blattstängel. Auch der Bärenklau, Wiesen- Heracleum spondylium kann mit der Echten Engelwurz verwechselt werden: Blätter und Blätter sind hier borstig behaart.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter Mai oder Juni, Früchte Juni bis August, Wurzel im Herbst oder im Frühling.

Die Pflanze riecht sehr aromatisch, der Geschmack ist scharf würzig. Stängel und Wurzel kann man schälen, dann sind sie milder im Geschmack. Eine Delikatesse sind die dicken, noch nicht aufgegangenen Knospen.

Kultur im eigenen Garten: Die Engelwurz wächst auf nährstoffreichem, feuchtem Boden in der Sonne oder im Halbschatten. Die Vermehrung kann durch Aussaat im Herbst oder Frühjahr erfolgen. Die Pflanze sät sich selbst aus.

Wissenswertes

Namensgebung: Der Legende nach wurde die Engelwurz den Menschen zu Pestzeiten von einem Erzengel gebracht: Angelica archangelica bedeutet soviel wie erzengelartige Engelhafte.

Nutzpflanze: Von Lappland bis nach Kanada wurden die jungen Schößlinge als Gemüse gegessen.

Heilkunde: Die Wirkung der Pflanze wird als antiseptisch, appetitanregend, krampflösend, magenwirksam, schweißtreibend, tonisch, verdauungsfördernd und windtreibend beschrieben.
Die ätherischen Öle und Bitterstoffe der Pflanze regen die Verdauungsdrüsen an und haben darüber hinaus krampflösende sowie darmreinigende Eigenschaften. Die Pflanze wird bei Appetitlosigkeit, leichten krampfartigen Magen- und Darmbeschwerden mit Völlegefühl und Blähungen verordnet. In der Volksmedizin nutzt man sie bei Husten (sie wird starken Rauchern empfohlen), bei Menstruationsstörungen und als harntreibendes Mittel.
Angelica polymorpha var. sinensis ist nach Ginseng das wohl wichtigste chinesische Tonikum und wird seit 200 nach Christus verwendet. In der ayurvedischen Medizin werden viele Angelika-Arten als Kräftigungsmittel für Frauen eingesetzt.

Mythos/Geschichte: Der Sage nach hat der Erzengel Raphael auf die Heilwirkung der Pflanze hingewiesen. Die Engelwurz (Heiliggeistwurzel) ist Symbol der Dreifaltigkeit und des Heiligen Geistes. Besonders in Nordeuropa wurden Engelwurzarten auch schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit genutzt und kultiviert. In Island, Grönland und Norwegen gab es Angelikagärten, in denen nur diese Pflanze angebaut wurde. In Island ist das Ausgraben der Wurzel auf fremdem Grund per Gesetz verboten. Es waren die Wikinger im 10. Jahrhundert, die die Engelwurz in Mitteleuropa einführten. Während der Pest-Epidemien geriet die Pflanze in Gefahr ausgerottet zu werden, da man glaubte, mit ihrer Hilfe die Pest abwehren zu können. Im Mittelalter war die Engelwurz neben Bibernelle, Enzian, Wacholderbeere und Blutwurz in allen Klostergärten zu finden.

Magie/Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Sonne; Element: Feuer; Gottheit: Venus; Magische Kräfte: Austreibung, Schutz, Heilung, Visionen.
Als kultivierte Pflanze besitzt Engelwurz eine schützende Wirkung. Engelwurz im Haus verstreut vertreibt jegliches Übel. Wer das Kraut bei sich trägt, wird von allen geliebt. Das Baden mit Angelika befreit von Flüchen, Verhexungen und allen möglichen Zaubern. Bei manchen nordamerikanischen Indianerstämmen war es Brauch, die Engelwurz als Glücksbringer bei Spielen in der Tasche zu haben. Das Kraut wird außerdem zu Heilzwecken in Räuchermischungen und Mixturen verwendet.