Geruchssinn und instinktive Auswahl

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Allgemeines

Der Geruchssinn wird vom Ernährungsinstinkt so gesteuert, daß er den Menschen über einen anziehenden oder verlockenden Geruch zu dem Lebensmittel führt, das die Nährstoffbedürfnisse des Körpers am besten erfüllt. Das bedeutet, daß ein oder mehrere Lebensmittel, die für den Verzehr in Frage kommen, anziehend riechen und im besten Fall schon beim Riechen Speichelfluß im Mund auslösen. Dieses Phänomen ist in die Sprache als "das Wasser läuft einem im Mund zusammen" eingegangen. Vergleicht man die in Frage kommenden Lebensmittel direkt geruchlich miteinander, stellt sich meist nach wenigen Versuchen ein einziges Lebensmittel als allein anziehend heraus, während der Geruch der anderen Lebensmittel verblaßt. Damit hat man das zu verzehrende Lebensmittel gefunden. Dieses Verfahren funktioniert nur mit rohen, nicht manipulierten Lebensmitteln, siehe dazu der Artikel Funktionsbereich und Grenzen von Instinkten.

Individuelle Unterschiede

Wenn man sich ausschließlich von Rohkost ernährt, stellt man fest, daß geruchliche Wahrnehmungen ein völlig individuelles Phänomen sind. Es kann gut sein, daß zwei Rohköstler den Geruch einer Jackfrucht in verschiedener Weise beschreiben. Für den einen riecht sie nach Bananen mit einem Schuß Zitrone, für den anderen nach Himbeeren. Da sich Sinneswahrnehmungen nicht direkt zu einem anderen Menschen transportieren lassen, sondern nur über Vergleiche beschrieben werden können, führt dies zu dem philosophischen Problem, was ein Mensch eigentlich wahrnimmt, wenn er etwas riecht oder eine Farbe sieht. Wir haben uns zwar darauf verständigt, beispielsweise die Farbe der untergehenden Sonne als "rot" zu bezeichnen. Es ist aber nicht gesagt, daß alle Menschen diese Farbe in der selben Weise wahrnehmen. In der Tat gibt es Menschen, die ein zweites Chromosom für die rote Farbkomponente haben und Orange- sowie Rot-Töne daher anders wahrnehmen als Menschen, die das zweite Chromosom nicht aufweisen. Vermutlich gibt es solche genetischen Variationen auch beim Geruchssinn.

Änderung der Wahrnehmung

Nach der Umstellung auf Rohkost erweist sich der Geruchssinn recht schnell als 100% individuell und ändert sich oft von Tag zu Tag. Beispielsweise betritt man an einem Tag die Obstabteilung eines Geschäfts und stellt fest, daß alles nach Birnen duftet. Schon am nächsten Tag kann es, selbstverständlich ohne jegliche Änderung in der Auslage, geschehen, daß der gesamte Laden nach Erdbeeren riecht. Durch solche Vergleiche kommt man schnell zu dem richtigen Schluß, daß nicht der Laden sich von einem Tag zum anderen geändert hat, sondern die eigene Wahrnehmung. In der Tat wird der Geruchssinn vom Ernährungsinstinkt gesteuert. Die biologischen Mechanismen dieser Steuerung werden in dem Artikel Die instinktive Sperre beschrieben.

Die Steuerung des Geruchssinns bedeutet, daß sich in der Praxis der rohen Ernährung Gerüche ständig ändern können, auch sehr kurzfristig. Dies steht im starken Gegensatz zu den Beobachtungen bei gekochter Ernährungsweise, bei der ein Schnitzel immer nach Schnitzel riecht und ein Schokoladenpudding immer nach Schokoladenpudding. Jedoch sind auch diese vermeintlichen Konstanten nicht ganz so unveränderlich wie sie scheinen, denn fast jeder Mensch hat schon einmal die Erfahrung gemacht, daß während einer schweren Infektion oder einer anderen schweren Erkrankung jegliches Essen widerwärtig roch. Daß der Geruchssinn bei herkömmlicher Ernährung fast konstant zu sein scheint, beruht darauf, daß man sich mit dieser Ernährungsweise in einem ziemlich konstanten Zustand der Überlastung befindet und daher kein Raum für variierende Geruchseindrücke ist.

Praxis

Gläser zum Vergleich des Geruchs verschiedener haltbarer Lebensmittel

Beim Menschen gibt es außer dem Geruchssinn weitere Möglichkeiten, wie der Ernährungsinstinkt ihn zu geeigneten Lebensmitteln führen kann, nämlich die geistige Vorstellung und die Intuition, siehe dazu der Abschnitt Die geistige Ebene. Wenn einem diese Fähigkeiten (noch) verschlossen sind, bleibt auf jeden Fall die Möglichkeit, über den Geruchssinn die richtige Auswahl zu treffen.

Dabei können folgende geruchliche Eindrücke auftreten:

  • kein Geruch
  • anziehender Geruch bis hin zu Speichelfluß
  • abstoßender Geruch
  • deutlicher aber neutraler Geruch

Wenn kein Geruch vorhanden ist, bedeutet dies entweder kein Bedarf an diesem Lebensmittel, oder das Lebensmittel ist dem Ernährungsinstinkt nicht bekannt, weil man es noch nie gegessen hat. Dann sollte man so vorgehen wie in dem Artikel Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln beschrieben.

In einigen Fällen kann es vorkommen, daß das zu prüfende Lebensmittel zu lange gelagert wurde und daher kaum noch geruchlich wahrnehmbar ist. In diesem Fall oder wenn der eigene Geruchssinn noch nicht seine volle Empfindlichkeit wiedererlangt hat, kann man das Lebensmittel aufschneiden, anschneiden oder ein wenig von der Schale abschaben, um einen stärkeren geruchlichen Eindruck zu erhalten. Getrocknete Lebensmittel, die nicht in frischer Form zur Verfügung stehen, kann man einige Zeit vor dem Essen einweichen. Meist haben sie dann einen stärkeren Geruch als in trockener Form.

Anziehender Geruch und eventuell zusätzlich Speichelfluß signalisieren einen Bedarf an dem entsprechenden Lebensmittel.

Abstoßender Geruch ist ein Warnsignal. Er warnt

  • vor der Vergrößerung einer bestehenden Überlastung
  • vor einer zu starken Entgiftung

In diesen Fällen sollte das Lebensmittel zunächst einmal nicht verzehrt werden, bis man mit diesem Phänomen umgehen kann, siehe dazu den Artikel Die Funktion des Ekels beim Menschen.

Ein vorhandener aber neutraler Geruch weist darauf hin, daß dieses Lebensmittel nicht für die Mahlzeit in Frage kommt.

Anfänger bringen oft den Sinneseindruck eines starken Geruchs mit dem eines anziehenden Geruchs durcheinander. Für die instinktive Auswahl zählt nur das Maß der Anziehung, nicht die Stärke eines Geruchs. Ein sehr starker Geruch kann sogar abstoßend sein.

Ferner fallen in der Anfangszeit der Rohkost Geruch und Geschmack oft auseinander, d.h. gewisse Lebensmittel erscheinen geruchlich anziehend, schmecken dann aber nicht. Dieses Phänomen verschwindet mit zunehmender Praxis.

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