Holunder, schwarzer

Aus Rohkost-Wiki
Zur Navigation springenZur Suche springen

Wissenschaftliche Namen: Sambucus nigra
Synonyme: Alhorn, Bachholder, Deutscher Flieder, Elderbaum, Ellhorn, Flieder, Holler(busch), Husholder, Keilken, Kisseke, Pisseke, Schiebekenstrauch.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Kardenartige Dipsacales
  • Familie: Moschuskrautgewächse Adoxaceae
  • Gattung: Holunder Sambucus
  • Art: Schwarzer Holunder

Die Gattung Sambucus umfasst fünfundzwanzig Arten, von denen drei in Europa vorkommen:

Schwarzer Holunder
Holunder, Blüte
Holunder, Beeren

Beschreibung

Blütezeit: Juni bis Juli.

Vorkommen: Europa, Kleinasien, bis 1600 Meter; Waldränder, Kahlschläge, feuchte Laub- und Mischwälder, Gebüsch; Stickstoffzeiger, häufig.

Kennzeichen: Zwei bis sieben Meter hoher Strauch, gelegentlich baumartig; Zweige graubräunlich, mit vielen Rindenporen, Stengelmark weiß; Blätter unpaarig gefiedert mit fünf bis neun Blattfiedern, Einzelfieder länglich bis eiförmig, zugespitzt, am Rand ungleich gesägt; Blüten mit fünfteiliger, radförmiger Krone in großen doldenartigen, überhängenden Blütenständen mit meist fünf Hauptstrahlen; Fruchtstand hängend, beerenartige, schwarzviolette, kugelige Steinfrüchte.
Alter: mehrjährig, über 100 Jahre.

Verwechslung: Ist mit dem Traubenholunder Sambucus racemosa möglich, der grünlichgelbe Blüten (April, Mai) hat und dessen Früchte scharlachrot sind.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blüten Juni bis Juli, Blätter April bis September, Beeren August bis Oktober.

Der Holunder verströmt einen sehr intensiven Geruch. Der Geschmack der Blüten ist süßlich, die Blätter haben einen würzigen Geschmack. Die Beeren sind reif, wenn sie schwarz sind. Es wird davor gewarnt, sie in größeren Mengen zu essen, wenn man keine Erfahrung mit instinktiver Ernährung hat, da sie Übelkeit und Erbrechen hervorrufen können. Die Samen der Holunderbeeren enthalten Blausäureglykoside wie Sambunigrin. Diese werden allerdings nur bedingt für die heftigen Reaktionen verantwortlich gemacht; die Wirkung wird vielmehr noch unbekannten Inhaltsstoffen zugeschrieben. Die Beeren sollten daher nur unter strikter Beachtung der instinktiven Sperre verzehrt werden. Es wird dringend davon abgeraten, aus Holunder einen Saft zu machen und diesen roh zu trinken oder die Beeren am Gaumen auszudrücken, nur den Saft zu schlucken und den Rest auszuspucken. Bei einer Überlastung mit den Inhaltsstoffen von Holunder findet man sich recht bald auf der Intensivstation eines Krankenhauses wieder.

Kultur im eigenen Garten: Holunder wächst am liebsten auf feuchtem Humusboden, ist aber im allgemeinen sehr anspruchslos. Er wird oft als Zierstrauch, aber auch wegen seiner Früchte und wegen der Verwendung als Heilstrauch kultiviert.

Nährstoffe

Holunderbeeren:

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100g essbarem Anteil
Wasser 81,5
Kohlenhydrate 6,5
Eiweiße 2,5
Fette 1,7
Rohfasern 7,0
Mineralstoffe 0,7

Wissenswertes

Der Holunder gehört sicherlich zu den volkstümlichsten Pflanzen überhaupt und diente den Menschen früher als vollständige Hausapotheke. Blüten, Früchte, Blätter, Mark, Rinde, Holz und Wurzeln wurden gegen hunderte von Leiden als Heilmittel verwendet. Ganz besonders wertvoll war ein Holunder, wenn er als sogenannte Aufsitzerpflanze (Epiphyt) nicht auf dem Boden, sondern auf den Ästen einer Weide gewachsen war.

Namensgebung: Sambucus ist der lateinische Name der Pflanze. Der Artname nigra leitet sich von dem lateinischen Wort niger = schwarz ab und bezieht sich auf die Farbe der Früchte. Der deutsche Name "Holunder" bezieht sich wahrscheinlich auf die germanische Göttin Holda (Frau Holle der grimmschen Märchen): Ihr war die Pflanze wegen ihrer Heilkraft geweiht.

Heilkunde: Die Wirkung wird als abführend, blutreinigend, erweichend, harntreibend und schweißtreibend beschrieben.
Holunder wurde schon in der Antike als Heilmittel verwendet. Homöopathische Zubereitungen werden aus frischen Blättern und Blütenständen u.a. bei Entzündungen der Atemwege gegeben.

Nutzpflanze: Mit den Früchten wurden Speisen, Leder und Haare gefärbt.

Mythos/Geschichte: Schon in jungsteinzeitlichen Niederlassungen wurden die Samen des Strauches gefunden. Aufgrund seiner weißen Blüten ist er zahlreichen Erdmuttergottheiten geweiht. "Frau Holle" aus dem Kindermärchen war eine germanische Göttin, die in einem Holunderbusch wohnte und Haus und Hof vor bösen Geistern schützte. Der Holunder ist nicht nur ein Lebens- und Heilbaum, sondern auch ein Baum des Todes: Mit einem Holderstock wurde das Maß für den Sarg genommen, Holunderzweige wurden auf die Toten gelegt. Der Verräter Judas soll sich einer christlichen Sage nach an einem Holunderbusch erhängt haben. Auch in alten britischen Hügelgräbern wurde der Holunder im Zusammenhang mit Bestattungsritualen verwendet.

Magie/Brauchtum: Man glaubte einst, dass der Holunder von Geistern und Hexen bewohnt sei und dass er aus diesem Grund roten Saft "blutete", wenn er be- oder angeschnitten wurde. Vor dem Fällen eines Holunderbusches wurde folgender Spruch aufgesagt: Lady Ellhorn, gib mir von deinem Holze, und ich geb dir von meinem, wenn ich einst zu einem Baum werde. Damit sollte dem Buschgeist die Möglichkeit gegeben werden, sein Heim zu verlassen.

Das Tragen von Holunder bewahrt vor Angreifern aller Art. Über Türen und Eingängen aufgehängt, bewahrt er das Haus vor bösen Mächten und Blitzeinschlag. Ein in der Nähe des Hauses gepflanzter Holunder beschert den Bewohnern Wohlstand. Jeden bösen Zauber, der gegen einen gewirkt wurde, kann der Holunder aufheben. Die Beeren schützen, wenn man sie bei sich trägt, gegen Hexerei. Um eine Person oder einen Gegenstand zu segnen, zerstreut man die Blätter und Beeren des Holunderbusches im Namen der jeweiligen Person oder des Gegenstandes in alle Winde und auf die Person bzw. das Objekt selbst. Holunder wird auch anlässlich von Hochzeiten als Glücksbringer für das Hochzeitspaar verwendet. Frauen, die ein Kind erwarten, küssen den Strauch, um ihrem Baby Glück zu bringen.

Holunderbeeren unter dem Kopfkissen sollen zu einem friedlichen Schlaf verhelfen. Holunderzweige helfen, Fieber zu senken, und gegen Zahnschmerzen soll man auf einem Holunderzweig kauen. Dieser wird dann mit den Worten "weiche, du böser Geist" in eine Mauer gesteckt. Zur Vorbeugung gegen Rheuma macht man in einen Holunderzweig drei Knoten und trägt ihn bei sich. Warzen sollen verschwinden, wenn man mit einem grünen Holunderzweig darüberreibt und den Zweig anschließend vergräbt. Überhaupt konnte man alle möglichen Krankheiten auf den Busch übertragen, musste ihn aber dann ehrfurchtsvoll, z.B. mit "Meister Holler" ansprechen.

Wer einen Holunder verstümmelt oder fällt, zieht Unheil auf sich. Viele Menschen glauben, dass das Verbrennen von Holunderholz gefährlich ist, und bei manchen Zigeunerstämmen ist es sogar verboten, Holunder als Feuerholz zu verwenden. Das Holz wird jedoch seit Jahrhunderten von Magiern zur Herstellung von Zauberholz verwendet.

Ringel, Ringel, Reihe,

wir sind der Kinder dreie,
wir sitzen unterm Hollerbusch,
und machen alle husch, husch, husch.

(Alter Kindervers)