Kamille, echte

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Wissenschaftliche Namen: Matricaria recutita syn. Matricaria chamomilla syn. Chamomilla recutita
Synonyme: Apfelkraut, Apfelblümlein, Deutsche Kamille, Drudenkraut, Feldkamille, Ganille, Garnille, Gramillen, Haugenblume, Helmergen, Helmriegen, Hermel, Hermelin, Herminzel, Kamelle, Kammerblume Kornkamille, Kühmelle, Kummerblume, Laugenblume, Mägdeblume, Mariamagdalenakraut, Muskatblume, Mutterkraut, Remi, Romerei.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Asternartige Asterales
  • Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
  • Unterfamilie: Asteroideae
  • Gattung: Kamillen Matricaria
  • Art: Echte Kamille

Weitere Arten:

Die geruchlose Kamille Tripleurospermum inodorum (früher Matricaria inodora) wird mittlerweile einer anderen Gattung zugeordnet.

Echte Kamille
Echte Kamille, Blüte

Beschreibung

Blütezeit: Mai bis September.

Vorkommen: Europa (außer im Norden), Asien, in Australien und Amerika eingeschleppt; Äckern, Waldwiesen, Ackerfluren; bevorzugt nährstoffreichen, stickstoffhaltigen Lehmboden, ist etwas kalkscheu; häufig.

Kennzeichen: Fünfzehn bis fünfzig Zentimeter hohes, einjähriges Kraut; Stängel aufrecht, ästig und kahl; Blätter wechselständig, zwei- bis dreifach fiederteilig, mit linealischen, fast fädigen Zipfeln, Blüten stark aromatisch duftend, an langen Stielenden, weiße Zungenblüten weiblich, am Ende der Blütezeit zurückgeschlagen, gelbe Scheibenblüten zwittrig, auf einem hohlen, kegelförmigen Korbboden stehend; Frucht ist eine einsamige Nuss; Wurzel sehr fein.

Verwechslung: Eine Verwechslung ist mit der Hundskamille Anthemis arvensis und der Geruchlosen Kamille Matricaria inodora möglich. Eine weitere Art, die Römische Hundskamille Anthemis nobilis ist nur selten anzutreffen. Im Unterschied zu den oben genannten Arten besitzt die Echte Kamille einen kegelförmigen, hohlen Blütenboden und hat einen starken charakteristischen Geruch.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Die oberen Stängelblätter und Knospen von April bis August, die Blütenköpfchen.

Der Duft ist kamillentypisch aromatisch. Das Kraut schmeckt würzig, ziemlich bitter.

Kultur im eigenen Garten: Kamillen lieben nahrhafte, tiefgründige Böden in sonniger Lage. Ausgesät werden kann das ganze Jahr über. Die Samen dürfen nicht mit Erde bedeckt werden, da sie Lichtkeimer sind. Kamillen säen sich leicht selber aus. Sie gehören zu den bodenheilenden Kräutern, wirken nematodenhemmend und stärken das Wachstum anderer Pflanzen. Kamille sammelt Kalk und stellt diesen anderen Pflanzen zur Verfügung.

Wissenswertes

Namensgebung: Der Gattungsname kommt aus dem Lateinischen matrix = Gebärmutter, da die Echte Kamille als altes Mittel bei Frauenkrankheiten genutzt wurde. Caria leitet sich von carus = lieb ab, Matricaria = Kraut der Mutterliebe. Der Artname recutita ist ebenfalls lateinischen Ursprungs: recuticus = beschnitten, stumpf. Er weist auf die Form des Blütenkörbchens hin. "Kamille" leitet sich von camomilla ab, das seinerseits vom lateinisch-griechischen chamaelan kommt, melon = Apfel, chamai = auf der Erde.

Heilkunde: Die Wirkung der Pflanze ist antibakertiell, krampfstillend, entzündungshemmend, schmerzstillend, beruhigend, austrocknend, blähungswidirg und wundheilend.
Dioskurides verwendete sie gegen Blähungen und Darmverschlingungen, sowie Gelbsucht und Leberleiden. Hildegard von Bingen empfiehlt sie vor allem bei Frauenleiden. Das Kraut wurde bei Krankheiten des Wochenbettes verwendet, ebenso zur Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern. In der Volksheilkunde ist das Haupteinsatzgebiet der Kamille üblicherweise der Magen-Darmbereich, sie wird aber auch bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Sie wird bei nervösen Störungen empfohlen, außerdem für zahlreiche äußere Anwendungen. Dabei ist allerdings folgendes zu beachten: Kamille nie in die Augen bringen, auch von den überlicherweise empfohlenen Dampfbädern wird abgeraten, weil es dabei zu Entzündungen der Augen kommen kann. Kamille darf nie auf offene Wunden gebracht werden, auch hier kann es zu Entzündungen kommen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es vor allem drei Hauptgebiete gibt, auf die die Kamillenanwendung heilend wirkt: 1. Fast alle Krankheitszustände, die mit Krampferscheinungen einhergehen 2. Periodenstörungen und 3. Entzündungsvorgänge.
Unter dem Namen Chamomilla ist die Pflanze ein wichtiges homöopathisches Mittel.

Nutzpflanze: Die Kamille ist eine uralte Begleitpflanze des Getreides, beeinflusst das Wachstum und den Ertrag der Weizenähren positiv. Gleichzeitig haben Kamillen, die in Weizenfeldern stehen, den höchsten Wirkstoffgehalt. Aufgrund des massiven Einsatzes von Unkrautvertilgungsmittel und Düngung ist die Kamille jedoch aus den Getreidefeldern verschwunden. Kamillenöl wird in der Armotherapie verwendet.

Mythos/Geschichte: Schon die alten Ägypter schätzten die Kamille. Wegen iheres gelben Blütenbodens war sie dem Sonnengott geweiht. Arabische Ärzte verwendeten das Kamillenöl zum Einreiben bei Neuralgien. Die Griechen und Römer benutzten die Kamille bei Wechselfieber, Gelbsucht und Nierenleiden. Gekaut sollte sie zum Aufheben eiternder Zahnfleischgeschwüre dienen. Die Germanen weihten sie dem Gott Baldur. So ist auch heute noch der Glaube verbreitet, daß Kamille, die an Baldurs Feiertag, dem Johannitag (24. Juni), gepflückt wird, besonders heilkräftig ist.

Magie/Brauchtum: Die Kamille wird verwendet um Geldmittel anzuziehen. Aufgrund ihres sonnigen Naturells wird sie außerdem als Mittel zur Bekämpfung von Flüchen und Verhexungen eingesetzt. Das Kraut soll der Seele gut tun, es "bemuttert".