Linden

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Wissenschaftliche Namen: Tilia
Synonyme: Grossblättrige Linde, Kleinblättrige Linde, Silberlinde, Sommerlinde, Winterlinde.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
  • Ordnung: Malvenartige Malvales
  • Familie: Malvengewächse Malvaceae
  • Unterfamilie: Lindengewächse Tiliodeae
  • Gattung: Linden Tilia
Linde
Winterlinde, Stamm
Linde, Blatt
Linde, Blüte
Linde, Früchte

Beschreibung

Die Gattung Linden Tilia umfasst ca. 50 Arten. Es sind sommergrüne Gehölze mit zwittrigen Blüten und einsamigen Nussfrüchten an einem geflügelten Fruchtstand. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich nördlich über die gemäßigten Zonen der Alten und Neuen Welt und südlich bis Mexiko bzw. Indochina. In Europa sind fünf Arten vertreten.

  • Sommerlinde Tilia platyphyllos:
    • Vorkommen: West-, Mittel-, Süd und Südosteuropa, zerstreut in Kleinasien und im Kaukasus; bis 1000 Meter; Schluchtwälder, Bergwälder; braucht steinigen, lehmigen Boden.
    • Kennzeichen: Sommergrüner, bis vierzig Meter hoher Baum mit breiter, runder Krone; Borke längsrissig, dichtgerippt, grau bis schwarzbraun; junge Zweige olivgrün, sonnenseitig rot, abstehend flaumig behaart, im zweiten Jahr kahl; Korkwarzen klein, zahlreich; Winterknospen rötlich, mit zwei bis drei Schuppen, eiförmig bis schiefeiförmig, an der Spitze behaart, ohne Endknospe; Laubblätter zweizeilig, weich, Stiel drei bis fünf Zentimeter lang, flaumig behaart, Spreite unterschiedlich groß, durchschnittlich bis fünfzehn Zentimeter lang und zwölf Zentimeter breit, im Kronenbereich oft kleiner, schiefherzförmig, deutlich zugespitzt, auf der Oberseite stumpfgrün, anfangs behaart, meist verkahlend, auf der Unterseite graugrün, flaumig behaart mit zahlreichen weißen Achselbärten, Blattrand scharf gesägt; Blüten zwittrig, mit doppelter, fünfzähliger, freiblättriger Hülle; Blütenstand zwei- bis fünfblütig, Kelchblätter fünf bis sechs Millimeter lang, länglich-eiförmig, spitzenwärts behaart, Kronblätter verkehrt länglich-eiförmig, zum Grund verschmälert, sechs bis acht Millimeter lang, fünfundzwanzig bis dreißig Staubblätter, Fruchtknoten mit langem Griffel; Nussfrucht dickwandig, stark verholzt, kugel- bis birnenförmig, acht bis neun Millimeter lang, sieben bis acht Millimeter breit, graufilzig behaart, deutlich fünfrippig; Fruchtstand bis zehn Zentimeter lang, Flügel sieben bis acht Millimeter lang, vierzehn bis achtzehn Millimeter breit, fast bis zum Grund der Blütenstandsachse reichend, fast kahl; Wurzelsystem weit verzweigt mit kräftiger Pfahlwurzel.
    • Blütezeit: Juni
    • Fruchtreife: September
  • Winterlinde Tilia cordata:
    • Vorkommen: Europa, von den Pyrenäen bis zum Ural; bis 1500 Meter; Auenwälder, Bergwälder; braucht steinigen, tiefgründigen, etwas kalkhaltigen Lehm- oder Tonboden.
    • Kennzeichen: Sommergrüner, fünfundzwanzig bis dreißig Meter hoher Baum mit kräftigen Ästen und sehr feiner Verzweigung, Krone dicht; Borke längsgefurcht, dicht gerippt, schwärzlichgrau; junge Zweige olivgrün, anfangs fein behaart, bald verkahlend und glänzend, grau- bis schwarzbraun und rauh; Korkwarzen klein, aber deutlich; Winterknospen eiförmig, fünf bis sieben Millimeter lang, abspreizend, mit zwei bis drei kahlen, grünen bis rötlichen Schuppen, ohne Endknospe; Laubblätter zweizeilig stehend, Stiel kahl, zwei bis fünf Millimeter lang, Spreite schief herzförmig, mit schmaler Stielbucht, drei bis zehn Millimeter lang und ebenso breit, zugespitzt, am Rand gleichmäßig gesägt, auf der Oberseite grün, kahl, auf der Unterseite graugrün, auf den Adern behaart, mit rotbraunen Achselbärten entlang der Mittelrippe; Blüten zwittrig, fünfzählig, mit doppelter, freiblättriger Hülle, Blütenstand vier- bis zehnblütig, Stiel mit dem flügelartigen, spitzenwärts freien und abgewinkelten Hochblatt verwachsen, Kelchblätter eiförmig, drei Millimeter lang, weiß, behaart, Kronblätter vier- bis acht Millimeter lang, oval aufgerichtet, gelblichweiß, dreißig Staubblätter in fünf Bündeln, Fruchtknoten fünfblättrig; Frucht eine behaarte, dünnschalige, fünf bis sieben Millimeter große, schwach gerippte, kugelige, einsamige Nuss, Fruchtstand acht bis sieben Millimeter lang, Flügel acht bis fünfzehn Millimeter breit, nicht bis zum Grund des Blütenstandstiels reichend.
    • Blütezeit: Juni/Juli
    • Fruchtreife: September
  • Silberlinde Tilia tomentosa:
    • Vorkommen: Südosteuropa bis zum nördlichen Kleinasien; Laubmischwälder; nährstoff- bis basenreiche, oft kalkhaltige, steinige oder sandige Lehmböden.
    • Kennzeichen: Sommergrüner, bis dreißig Meter hoher Baum von breit-pyramidalem Wuchs, Äste spitzwinklig aufragend; Borke längsrissig, flachrippig, silbergrau bis dunkelgrau; junge Zweige grau- bis graubraun-filzig, spätestens im dritten Jahr verkahlend und graubraun; Korkwarzen sehr klein, wenig auffallend; Winterknospen meist zweischupppig, eiförmig, drei bis fünf Millimeter lang graubraun-filzig, Endknospe fehlend; Laubblätter zweizeilig, Stiel drei bis fünf Millimeter lang, filzig behaart, Spreite schief-herzförmig, mit asymetrischem Grund, sieben bis dreizehn Millimeter lang, genauso breit, oben kurz zugespitzt, auf der Oberseite anfangs behaart, nahezu verkahlend und dunkelgrün, auf der Unterseite durch Sternhaare silbern weißfilzig, deutlich geadert, ohne Achselbärte, Rand scharf gesägt; Blüten zwittrig, mit doppelter, freiblättriger, fünfteiliger Hülle, weißlich, stark duftend, zu fünf bis zehn in einem büschligen Blütenstand, Kronblätter eiförmig, sieben bis acht Millimeter lang, fünfzig bis achtzig Staubblätter, Fruchtknoten stark behaart; Nussfrucht eiförmig, sieben bis acht Millimeter lang, fünf bis sechs Millimeter breit, schwach fünfrippig, dickwandig, warzig-filzig, graubraun, einsamig, Fruchtstand fünf bis sieben Zentimeter lang, ein- bis dreifrüchtig.
    • Blütezeit: Juli
    • Fruchtreife: Oktober

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und Blüten im Frühjahr und Sommer.

Blätter und Blüten haben bei Bedarf einen angenehm milden Geschmack, die Blätter werden beim Zerkauen leicht schleimig.

Wissenswertes

Namensgebung: Der Gattungsname Tilia leitet sich vom griechischen tilos ab und bedeutet Faser. Dies ist ein Hinweis auf die faserige Struktur des Lindenbastes. Der Name "Linde" leitet sich wahrscheinlich von der Bezeichnung lind = weich, geschmeidig ab und weist auf das weiche Holz und den biegsamen Bast des Baumes hin.

Heilkunde: Die Wirkung wird als blutreinigend, harntreibend, schweißtreibend, fiebersenkend, krampflösend und entzündungshemmend beschrieben.
Plinius der Ältere verwendet die Rinde als Mittel gegen Aussatz und die Blätter zur Behandlung von Geschwüren. Hildegard von Bingen empfiehlt im Sommer frische Lindenblätter auf Augen und auf das ganze Gesicht zur Klärung und zur Reinigung zu legen. In der Volksheilkunde werden Lindenblüten bei Erkältungskrankheiten zur Schleimlösung eingesetzt

Nutzpflanze: Linden werden häufig in Parkanlagen, Alleen und als Heckenpflanzungen angepflanzt. Aus dem Bast wurden früher Seile, Bogensehnen und Kleidung hergestellt. Das Holz kann für Schnitzarbeiten verwendet werden.

Mythos/Geschichte: Es ranken sich unzählige Lieder, Gedichte, Sagen und Legenden um die Linde. So erzählt Ovid in seinen Metamorphosen:

Ein armes altes Ehepaar nahm einst die unerkannt reisenden Götter Hermes und Zeus gastlich auf. Zum Lohn wurde in der gemeinsamen Todesstunde Philemon in eine Esche, seine Frau Baucis in eine Linde verwandelt.

Dem germanische Held Siegfried war beim Bad in unverwundbar machendem Drachenblut ein Lindenblatt auf den Rücken gefallen. Hagen kannte das Geheimnis und erstach später den im Schatten einer Linde aus einer Quelle trinkenden Siegfried.
Der Lindenbaum war für die Germanen der Gerichts- und Versammlungsort für die Thingversammlung. Er war der Göttin Freya geweiht und ermöglichte es, die Wahrheit zu finden.

Magie/Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Jupiter; Element: Luft; Gottheiten: Venus, Lada; Magische Kräfte: Schutz, Unsterblichkeit, Glück, Liebe, Schlaf.
In Europa wurde die Linde oft als Schutzbaum, als Ort des geselligen Beisammenseins und der Beratung in die Mitte des Dorfes gepflanzt. Zum Schutz der Häuser wurden Lindenzweige über den Türen aufgehängt. Die Linde ist außerdem ein Symbol der Mütterlichkeit und der Fruchtbarkeit, Blätter und Blüten wurden für Liebeszauber verwendet.
Den Teufel kann man mit Lindenbast fesseln und entmachten.