Probleme mit der Verdauung

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Dieser Artikel behandelt Probleme mit der Verdauung, wie sie bei der Ernährung mit Rohkost auftreten können.

Durchfall

Am häufigsten ereilt den Anfänger der Rohkost vermutlich der Durchfall. Hierfür gibt es folgende Gründe:

  • starke Entgiftung
  • noch nicht umgestellte Darmflora
  • schlechte Kombinationen
  • schlechte Lebensmittelqualität
  • Überlastung
  • mangelhafte Nierenfunktion

In den ersten Wochen bis Monaten der Rohkost ist die Entgiftung am stärksten und kann sich als Durchfall äußern. Ferner kann es sein, daß die Darmflora sich noch an die neue Ernährung anpassen muß. Man kann sie gezielt aufbauen, indem man ungewaschene Kräuter und Gemüse ißt, kleine Mengen an Gartenerde verzehrt oder in schweren Fällen ein Präparat zum Aufbau der Darmflora nimmt. Solche Präparate sind nichts weiter als Bakterien-Lösungen. Falls man seine Darmflora durch Einnahme von Antibiotika zerstört hat, können sie sehr hilfreich sein.

Wenn die Durchfälle anhalten, sollte man nach ungünstigen Lebensmittelkombinationen fahnden. Der Nährstoff, der in einem Lebensmittel oder einer Mahlzeit vorherrscht, bestimmt den Säuregrad der Verdauung und damit auch, welche Verdauungsenzyme optimal arbeiten können. So herrscht zum Beispiel bei Fleisch, Fisch, Eiern und Nüssen das Eiweiß vor, bei Avocados und Oliven das Fett, bei Knollengemüse die Stärke, bei Honig, Bananen und anderem süßem Obst der Zucker und bei Zitrusfrüchten und Tomaten die Säure. Kombiniert man Lebensmittel mit einander widersprechenden Verdauungsbedingungen miteinander, dann ist das Ergebnis so gut wie unverdaulich. Der Körper reagiert darauf unter Umständen, indem er einen Teil des Mageninhalts unverdaut hinauswirft, also mit Durchfall. Umfangreiche Hinweise zu guten Kombinationen bietet das Kapitel Richtige Lebensmittelkombinationen.

Ferner ist es hilfreich, die Qualität der für die Rohkost-Praxis verwendeten Lebensmittel zu prüfen. Wenn man schon einige Monate Rohkost praktiziert und dann versehentlich ein denaturiertes Lebensmittel erwischt, beispielsweise erhitzte Nüsse, dann kann es gut sein, daß der Körper sich durch einen einmaligen Durchfall dieses Nahrungsmülls entledigt. Informationen zu üblichen Denaturierungen gibt es im Abschnitt Denaturierte Lebensmittel.

Denaturierte Lebensmittel aber auch eine schlechte Rohkost-Praxis können dazu führen, daß man sich überlastet. Die Verdauung ist dann noch nicht fertig mit der Übermenge einer Mahlzeit, wenn schon die nächste kommt. Insbesondere kann der Dickdarm seiner Funktion, dem Nahrungsbrei die Flüssigkeit zu entziehen, nicht mehr vollständig nachkommen. Das Resultat ist immer weicherer Stuhlgang bis hin zum Durchfall.

In seltenen Fällen kann es sein, daß die Nierenfunktion schon vor der Rohkost mangelhaft war, beispielsweise aufgrund von Schwermetallbelastungen. In diesem Fall ist ein Arzt hinzuziehen, der eine genaue Diagnose stellen kann. Metallbelastungen können durch Ausleitung therapiert werden.

In jedem Fall ist es wichtig, zu wissen, daß Durchfall zur vermehrten Ausscheidung von Mineralstoffen führt und daher langfristig vermieden werden sollte, siehe dazu auch den Artikel Mineralstoffe in der Rohkost.

Blähungen

Blähungen stehen so wie Durchfall recht weit oben auf der Liste der Verdauungsprobleme von Rohköstlern. Die möglichen Ursachen sind:

  • noch nicht umgestellte Darmflora
  • schlechte Kombinationen
  • schlechte Lebensmittelqualität
  • Überlastung
  • ungenügendes Kauen
  • zu kurze Mahlzeitenabstände
  • zu schwache Magensäure

Die ersten drei Punkte wurden bereits im Abschnitt Durchfall behandelt. Im Falle von schlechten Lebensmittel-Kombinationen kann es neben Durchfall auch passieren, daß der Speisebrei anfängt, im Darm zu faulen. Dabei bilden sich Faulgase, die als übelriechende Blähungen abgehen. Speziell Zucker-Eiweiß-Kombinationen (süßes Obst und Nüsse) führen oft zu Blähungen, die durch unverdaute Nahrungsbestandteile hervorgerufen werden. Große Mengen an Trockenfrüchten können aber auch allein verzehrt mit unerwarteter Zeitverzögerung zu Blähungen führen.

Ähnlich wie beim Durchfall kann der Körper auf Lebensmittel schlechter Qualität, die teilweise oder stark denaturiert sind, auch mit Blähungen reagieren. Dies passiert besonders dann, wenn man sich schon einige Zeit roh ernährt, weil die Darmflora sich dann auf die rohe Kost umgestellt hat und mit denaturierter Nahrung nicht mehr zurechtkommt. Es kann aber auch vorkommen, daß eine Denaturierung zu übermäßig schneller Verdauung führt, weil die Struktur eines Lebensmittels zerstört wurde, siehe dazu der Abschnitt Erkennung denaturierter Lebensmittel. In diesem Fall tendieren die zerstörten Lebensmittel dazu, die bei der selben Mahlzeit verzehrten einwandfreien Lebensmittel zu überholen. Das Ergebnis sind oft Blähungen oder Gerumpel in der Verdauung.

Ferner können Überlastungen zu Blähungen führen, weil die Verdauung für die Mengen an Nahrung, die sie nicht mehr bewältigt, Bakterien hinzuzieht, die als Nebenprodukt ihrer Tätigkeit Gase produzieren.

Ein weiterer Grund für Blähungen ist ungenügendes Kauen und Einspeicheln der Nahrung. Insbesondere stärkehaltige Nahrungsmittel müssen gut gekaut werden, damit die im Speichel enthaltene Amylase die Mehrfachzucker (Fachausdruck: Polysaccharide) in Zweifachzucker (Disaccharide) umwandeln kann, die dann im Dünndarm in Einfachzucker (Monosaccharide) umgewandelt werden. Wenn man die Eßgewohnheiten der Kochkost auf die Rohkost überträgt, sein Essen also mehr oder minder herunterschlingt, statt zu kauen, dann versäumt man die wichtige mechanische Zerkleinerung der Nahrung, die im Magen nicht mehr vorgenommen werden kann. Entsprechend unverdaulich ist der Mageninhalt. Es passiert das selbe wie bei schlechten Kombinationen: der unverdaubare Speisebrei fängt im Darm an zu faulen.

Viele Mahlzeiten in kurzen Abständen aber auch sehr üppige Mahlzeiten können zu Störungen führen, weil die Verdauung der vorigen Mahlzeit noch nicht abgeschlossen ist und die neue Mahlzeit andere Verdauungsbedingungen erfordert. Im Gegensatz zu den meisten Tieren ist der Mensch nicht auf eine permanente Nahrungssuche in seiner wachen Zeit angewiesen, sondern ernährt sich von geringen Mengen konzentrierter Nahrung. Daher sollte der Magen leer sein, bevor man die nächste Mahlzeit zu sich nimmt und man sollte erst dann wieder essen, wenn ein echtes Bedürfnis nach Nahrung sich meldet.

Als weiterer Grund für Blähungen soll eine zu schwache Magensäure erörtert werden. Dies macht sich vor allem bei eiweißhaltigen Mahlzeiten bemerkbar. Einige Varianten der Rohkost-Ernährung lehnen Salz als Bestandteil der Rohkost ab. Wie aus den Tabellen in dem Artikel Salz in der Rohkost-Ernährung hervorgeht, enthalten rohe Lebensmittel wenig Salz. Nimmt man zu wenig Salz zu sich, kann der Körper nicht genug Magensäure produzieren, die zur Verdauung von Eiweißen zwingend erforderlich ist. Die nichtverdaubaren Eiweiße werden ebenso wie andere im Magen unverdaubare Nahrungsbestandteile im Darm von Bakterien aufgespalten, sprich, sie faulen im Darm und das Resultat sind Faulgase und Blähungen, siehe oben.

Verstopfung

Dieses Phänomen tritt in der Rohkost-Praxis ausgesprochen selten auf. Mögliche Gründe sind:

  • noch nicht umgestellte Darmflora
  • schlechte Kombinationen
  • schlechte Lebensmittelqualität
  • ungenügendes Kauen
  • Überlastung

Die ersten vier Gründe wurden bereits in den vorigen Abschnitten erörtert. Die Reaktionen des Körpers auf ungeeignete Nahrung sind individuell verschieden. Eine schlecht kombinierte Mahlzeit kann daher bei dem einen zu Durchfall führen, bei einem anderen Menschen zu Blähungen und beim dritten zu Verstopfung. Die Mittel dagegen wurden bereits genannt.

Ein weiterer Grund ist die Überlastung, d.h. der Verzehr einer übermäßigen Menge von Nahrung. Dies ist sehr leicht beim Verzehr von gemischter und zubereiteter Rohkost möglich, aber auch durch vorsätzliches Ignorieren der Signale des eigenen Körpers während einer Mahlzeit. Die Überlastung kann dazu führen, daß der Körper wesentlich länger für die Verdauung benötigt als bei einer angepaßten Menge an Nahrung und während dieser Zeit die Verdauung stillzustehen scheint.

Verstopfung blockiert die Verdauung und damit die wichtigste Entgiftungsmöglichkeit des Körpers. Sie ist daher bei längerer Dauer (mehr als 2 Tage) als gefährlich anzusehen. In den meisten Fällen genügt es, einige Plättchen Kassia zu lutschen, damit die Verdauung wieder in Schwung kommt. Sollte dies nicht helfen, so ist bei längerer Verstopfung ein Einlauf zu erwägen.

Krämpfe im Darm

Diese Erscheinung tritt bei starker Entgiftung auf und äußert sich meist kurz vor dem Gang zur Toilette. Rohköstlerinnen haben berichtet, daß diese Krämpfe äußerst ähnlich den Empfindungen sind, die sie zur Zeit ihrer gekochten Ernährung während der Menstruation hatten. In der Tat sind Menstruationsbeschwerden nicht normal, sondern ein Zeichen dafür daß der Körper den Zyklus dafür nutzt, um Giftstoffe zu eliminieren, daher auch der übermäßige Blutverlust, der oft auftritt. Eine gesunde Frau spürt ihre Menstruation kaum und hat keine oder minimale Ausscheidungen dabei.

Übelkeit

Übelkeit gehört wie Durchfall, Blähungen und Verstopfung zur Reaktionspalette des Körpers bei ungeeigneter Nahrung. Demzufolge sehen die möglichen Gründe ähnlich aus:

  • schlechte Kombinationen
  • schlechte Lebensmittelqualität
  • Überlastung

Alle drei Punkte wurden bereits in den vorigen Abschnitten erörtert. Meist hilft Abwarten, weil die Übelkeit nur kurzzeitig auftritt. Wenn die Mahlzeit länger als eine Stunde her ist, kann man es mit einigen Plättchen Kassia versuchen. Wer nicht davor zurückschreckt, kann sich auch den Finger in den Hals stecken und so das Erbrechen auslösen. Danach hat man meist seine Ruhe.

Sodbrennen

Dieses Phänomen läßt sich auf eine zu starke Magensäure zurückführen. Die Gründe dafür sind:

  • schlechte Kombinationen
  • Überlastung

Der Körper reagiert auf unverdauliche Kombinationen oder übermäßige Mengen an Nahrung, indem er die Stärke der Magensäure erhöht, um den Speisebrei trotzdem verdauen zu können.

Erbrechen

Erbrechen ist das letzte Hilfsmittel des Körpers bei grob unpassender Nahrungszufuhr und daher immer ein Hinweis auf schwere Fehler in der Rohkost-Praxis. Mögliche Gründe sind:

  • schlechte Kombinationen
  • schlechte Lebensmittelqualität
  • Wasser trinken auf vollen Magen

Es kann vorkommen und wurde von Rohköstlern bereits beobachtet, daß sich der Körper bei einer völlig unverdaulichen Lebensmittel-Kombination durch Erbrechen der einen Komponente entledigt und den Rest der Mahlzeit danach sehr gut verdaut. Dies gilt auch dann, wenn man auf vollen Magen Wasser trinkt und durch diese Verdünnung der Magensäfte den Mageninhalt nachträglich unverdaubar macht.

Wenngleich Erbrechen kein besonders schönes Phänomen ist, gestaltet es sich bei der Ernährung mit Rohkost sehr viel angenehmer als mit Kochkost, weil die Magensäure viel schwächer ist. Bei gekochter Ernährung ist die Magensäure meistens so stark, daß sie einem beim Erbrechen den Mund und die Nase verätzt und diese Verätzung noch einige Stunden unangenehm nachwirkt. Ganz anders bei der Rohkost: hier ist die Magensäure selbst nach reinen Eiweiß-Mahlzeiten so schwach, daß keine Verätzungen auftreten. Man spuckt das aus, was hochkommt und die Sache ist erledigt.

Wenn man sich instinktiv ernährt, macht man eine grob unpassende Kombination nur einmal. Bei der nächsten Mahlzeit erinnert sich der Ernährungsinstinkt an das Mißgeschick und signalisiert bei dem unpassenden Lebensmittel Ablehnung.

Allgemeine Hinweise

Neben den Hinweisen zu richtigen Lebensmittel-Kombinationen, geregelten Mahlzeiten, usw. gibt es ein weiteres sehr gutes Mittel, um eine suboptimal funktionierende Verdauung zu verbessern: Bewegung und Sport. Bewegung massiert den Darm und beschleunigt den Weitertransport der Nahrung. In der Regel sollte man sich intensiv sportlich erst dann betätigen, wenn der Magen leer ist. Bei kleinen leichten Mahlzeiten kann aber auch schon kurz nach der Mahlzeit Sport getrieben werden.

Kurz nach der Umstellung auf Rohkost kann es nützlich sein, eine Darmspülung vornehmen zu lassen. In einigen Fällen hat sich die Einnahme von Heilerde bei Verdauungsproblemen als hilfreich erwiesen, weil sie Giftstoffe bindet.

Wenn die Verdauung sich zur Schlafenszeit immer noch in störender Weise bemerkbar macht, kann es helfen, den Bauch mit kreisenden Bewegungen zu massieren und/oder eine Wärmflasche aufzulegen.