Baldrian, echter

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Wissenschaftliche Namen: Valeriana officinalis
Synonyme: Augenwurzel, Arzneibaldrian, Balderbracken, Balderbrackenwurzel, Balderjan, Bullerjan, Hexenkraut, Katzenbaldrian, Katzenkraut, Katzenwurzel, Marienwurzel, Mondwurz, Stinkbaldes, Tollerjan, Viehkraut, Wandwurzel, Zahnkraut.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Kardenartige Dipsacales
  • Familie: Baldriangewächse Valerianaceae
  • Gattung: Baldrian Valeriana
  • Art: Echter Baldrian

Es gibt ca. einhundertfünfzig bis zweihundert weitere Baldrian Arten:

  • Kleiner Baldrian Valeriana dioica
  • Echter Speik Valeriana celtica
  • Berg-Baldrian Valeriana montana
  • Felsen-Baldrian Valeriana saxatilis
Baldrian
Baldrian, Blatt und Stängel
Baldrian, Blütenstand
Baldrian, Bluete

Beschreibung

Blütezeit: Mai bis Oktober.

Vorkommen: Europa, Nordasien, bis 2000 Meter; Wälder, Gebüsch, Gräben, Wiesen; liebt nährstoffreiche, grundwasserfeuchte, lehmige Böden; sehr häufig.

Kennzeichen: Fünfzig bis einhundertsechzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel gerade, derb, hohl, gerieft, wenig verzweigt, beblättert; Blätter gegenständig, unpaarig gefiedert, mit fünf bis dreiundzwanzig ganzrandigen oder grob gezähnten Fiedern; Blüten weißlich bis rosa, klein, in doldenartigen Blütenständen, Krone trichterförmig, fünfzipflig, mit drei Staubblättern; Frucht einsamig, mit ferdriger Haarkrone; Wurzelstock kurz, walzenförmig, ohne oder mit Ausläufern.

Verwechslung: Ist mit anderen Baldrian Arten möglich, vor allem dem Kleinen Baldrian Valeriana dioica, der aber ebenso verwendet werden kann.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und Blüten von Mai bis Oktober, die Wurzel von September bis Oktober.

Der Baldrian wird je nachdem als angenehm duftend oder als widerlich riechend empfunden. Zum Verzehr eignen sich Blätter und Blüten, sie schmecken ähnlich wie Feldsalat. Die Wurzel schmeckt anfangs süßlich, später würzig bis bitter.

Kultur im eigenen Garten: Der Echte Baldrian bevorzugt leichte, humose, ausreichend feuchte Böden. Zur Vermehrung die Samen wildwachsender Exemplare im Herbst aussäen, nicht mit Erde bedecken. An der Luft und bei Lichtzutritt keimen sie in drei bis vier Wochen.

Wissenswertes

Baldrian ist ein Verwandter des Feldsalates Valerianella = kleiner Baldrian.

Namensgebung: Der Name "Baldrian" stammt wahrscheinlich vom germanischen Gott Balder, dem Gott des Lichtes, der Güte, Reinheit und Schönheit ab. Der lateinische Gattungsname Valeria kommt aus dem Lateinischen von valere = gesund sein, sich wohl befinden. Augenwurz wurde er genannt, weil er Augenleiden lindern kann. Im niederdeutschen Namen "Bullerjan" steckt Jan (Johann), womit ein guter Pflanzendämon gemeint sein könnte.

Heilkunde: Die Wirkung wird als krampflösend, schlaffördernd und sedativ beschrieben.
Baldrian wirkt beruhigend und entspannend. Er wird bei Streß, Nervosität, Schlafstörungen, Herzklopfen, Angstzuständen, Migräne, psychischen Störungen, Depressionen, Nervosität, Stress und Zittern eingesetzt. Er löst verspannte Muskeln, d.h. er wirkt bei Halsverspannungen, Asthma, Koliken, Reizdarm und Muskelkrämpfen. Er steigert die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit.
Zu den Anwendungsgebieten in der Homöopathie gehören neben Schlafstörungen der Ischiasschmerz.

Mythos/Geschichte: Katzen, aber auch Ratten fühlen sich von Baldrian sehr angezogen, der Rattenfänger von Hameln soll ihn bei sich getragen haben, um die Ratten anzulocken.
Baldrian erscheint als Pflanze gelegentlich auf Gemälden des späten Mittelalters und der Renaissance, weil man sich so die Narde vorstellte, aus der in der Antike ein kostbares Öl gewonnen wurde. Die Indische Narde lieferte das in der alten Welt sehr gesuchte, außerordentlich kostbare Nardenöl.

Magie/Brauchtum: Geschlecht: feminin; Planet: Venus; Element: Wasser; Magische Kräfte: Liebe, Schlaf, Reinigung, Schutz.
Bei den nordischen Völkern wurde Baldrian als stark aromatisch riechende Pflanze zum Schutz vor bösen Geistern über die Tür gehängt. Die altgermanische Göttin Herta trug einen Baldrianstängel in der Hand und ritt auf einem mit Hopfenranken gezäumten Edelhirsch. Wer Baldrian bei sich trug, galt als unempfindlich gegen Hexenzauber und geschützt vor dem Teufel. Man war der Überzeugung, dass sich ein im Zimmer aufgehängtes Baldrianbüschel bewegen würde, sobald eine Hexe das Zimmer betritt. Baldrian in den Bienenkorb gelegt, sollte das Schwärmen der Bienen verhindern und weitere anlocken. Ein um den Hals getragenes Kräuteramulett galt als Sympathiemittel bei entzündeten Augen. Wenn eine Frau einen Baldrianzweig ansteckt, werden ihr die Männer folgen wie Kinder. Streitet sich ein Paar, soll man etwas Baldrian in das Umfeld bringen und die Unstimmigkeiten werden sich umgehend legen.
Baldrian wird zusammen mit der Bibernelle als Heilmittel gegen die Pest gepriesen: "Eßt Bibernellen und Baldrian so geht euch die Pest nicht an".
Baldrian stand in dem Ruf, Zorn zu erregen, wenn er ein wenig gekaut würde. Ein Scharfrichter, der ein für seinen Beruf unübliches weiches Herz hatte, musste deshalb vor jeder Hinrichtung auf dieser Wurzel kauen, um nicht vom Mitleid mit dem zum Tode Verurteilten übermannt zu werden.
Von seinem Wesen her entspricht der Baldrian einem Menschentypen, der Gefahr läuft, den Boden unter den Füßen zu verlieren und zu schweben. Hier hilft Baldrian durch die Erdung wieder ein Gleichgewicht zwischen Psyche und den Stoffwechselvorgängen des Körpers herzustellen.