Bericht: Vitamin B12-Mangel bei Säuglingen durch vegane Rohkost der Mutter

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Autor: Susanne


Über die Motive, meine Ernährung auf Rohkost umzustellen, habe ich anderer Stelle berichtet: Bericht: Von der veganen zur instinktiven Rohkost. In diesem Bericht geht es vor allem um die Folgen, die eine vegane Ernährung, insbesondere eine vegane Rohkost-Ernährung auf die Entwicklung von Kindern, insbesondere von Säuglingen, haben kann:

Vier Jahre nach meiner Umstellung auf vegane Rohkost kam ein Sohn zur Welt. Schwangerschaft und Geburt verliefen problemlos, er wurde voll gestillt und mein Wunsch war, ihn 100% roh zu ernähren. Es kam allerdings anders als geplant: Etwa 5 Monate nach der Geburt kam es immer wieder zu Erkältungssymptomen, zu einem sehr weinerlichen Wesen und zu einer Verzögerung der motorischen Entwicklung.

Ich war der Meinung, dass sein Zustand auf Entgiftungsreaktionen des Körpers zurückzuführen war und sah lange Zeit keine Notwendigkeit, einen Arzt aufzusuchen. Es vergingen Wochen bzw. sogar Monate bevor ich mich entschloss, in einem Labor eine Blutuntersuchung machen zu lassen. Die Blutwerte waren katastrophal, Vitamin B12, Eisen und Folsäure eigentlich nicht vorhanden. Mir wurde empfohlen, das Kind sofort in ein Krankenhaus zu bringen. Als die Ärzte die Blutwerte meines Sohnes sahen, wurde er mehr oder weniger gewaltsam meiner Obhut entrissen. Wir lebten damals in Spanien, in Deutschland wäre es uns aber wahrscheinlich ebenso ergangen. Mit der Einweisung in das Krankenhaus begann ein Leidensweg, der mich heute noch erschaudern lässt, wenn ich höre, dass Eltern ihr Kind vegan, bzw. vegetarisch ernähren möchten.

Eine sofortige Bluttransfusion brachte erst einmal eine Besserung des körperlichen Zustandes mit sich. Der Preis war hoch: mein Sohn, den ich seit seiner Geburt immer bei mir getragen hatte, der bis zu diesem Zeitpunkt voll gestillt wurde, musste alleine auf Station bleiben. Was die weitere Therapie betraf, fühlte man sich in diesem Krankenhaus allerdings überfordert. Mein Sohn wurde in ein anderes Krankenhaus verlegt, in dem angeblich Spezialisten für Vitamin-B12 Mangel praktizierten. Dort wurde eine Therapie mit Vitamin-B12 und Folsäure-Spritzen begonnen. Wie ich heute weiß, ist aber eine gleichzeitige Gabe von Folsäure und Vitamin B12 bei einer Vitamin-B12-Mangel-Anämie kontraindiziert, da es zu einer fulminanten Verschlechterung der neurologischen Symptome kommen kann.

Nur wenige Minuten nach der intramuskulären Injektion der beiden Vitamine kam es zu krampfartigen Anfällen bei meinem Sohn. Ein Antikonvulsivum sollte Besserung bringen, doch er verlor kurz nach der Gabe des Medikamentes sein Bewusstsein. Eine nochmalige Verlegung in ein anderes Krankenhaus wurde notwendig, da keine Intensivstation für Kinder vorhanden war. Mein Sohn war mehrere Tage ohne Bewusstsein, bekam in dieser Zeit eine Thrombose der linken Oberschenkelvene, eine Lungenentzündung und die Windpocken. Wie viele Tage genau ich an dem Bett meines Sohnes auf ein Wunder hoffte, kann ich nicht sagen. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor.

Irgendwann machte er die Augen wieder auf und schaute mich an. Fast einen Monat verbrachte er im Krankenhaus und als wir nach Hause entlassen wurden, war er auf dem Entwicklungsstand eines wenige Wochen alten Babys, dabei war er fast ein Jahr alt. Kurz nach der Krankenhausentlassung bekam er eine weitere Lungenentzündung. Ein makrobiotischer Arzt half uns, die Krankheit ohne Medikamente zu überstehen. Er empfahl mir, ihm regelmäßig Fisch anzubieten. Der Nachholbedarf in dieser Richtung war wohl groß: "Fisch" gehörte zu den ersten Wörtern, die mein Sohn klar und deutlich aussprach. Trotz einer Stillpause von fast 3 Wochen, gab es keinerlei Probleme, den Milchfluss wieder in Gang zu bringen und ihn anschließend bis über sein zweites Lebensjahr hinweg zu stillen.

Innerhalb weniger Monate durchlief er alle Entwicklungsstadien, die ein Kind normalerweise durchmacht: Robben, Krabbeln, Laufen. Am längsten dauerte es, bis die feinmotorischen Fähigkeiten wieder altersgemäß entwickelt waren. Meine Blutwerte zu dieser Zeit waren übrigens nicht besonders toll, aber auch nicht besorgniserregend. Die Natur opfert wohl im Falle von Unter- bzw. Mangelernährung erst einmal den Nachwuchs. Verständlich, denn ohne die Mutter war das Kind in jedem Fall verloren. Bei meinen anderen Kindern wurde damals kein Mangel festgestellt, wahrscheinlich waren die Spuren von Vitamin B12 in ihrer nicht ganz rohen Ernährung, zu der auch mit Natursauerteig hergestelltes Brot gehörte, ausreichend, um den Bedarf zu decken.

Mittlerweile ist mein Sohn erwachsen und man sieht ihm nicht mehr an, was er mitgemacht hat. Er ernährt sich ebenso wie seine Geschwister hauptsächlich von gekochten Lebensmitteln und isst nicht nur regelmäßig Fisch, sondern auch Fleisch. Was das Essen angeht, gehen wir in der Familie also zur Zeit getrennte Wege, denn für mich ist die 100%ige Rohkost-Ernährung nach der Umstellung von der veganen zur instinktiven Rohkost zur Selbstverständlichkeit geworden.