Johanniskraut, echtes

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Wissenschaftliche Namen: Hypericum perforatum
Synonyme: Blutkraut, Bockskraut, Elfenblut, Hartheu, Herrgottsblut, Hexenkraut, Jageteufel, Jesuswundenkraut, Johannisblut, Konradskraut, Mannskraft, Mariabettstroh, Sonnwendkraut, Stolzer Heinrich, Tausendlöcherlkraut, Teufelsflucht, Tüpfelhartheu, Tüpfel-Johanniskraut, Wildgartheil, Wundkraut.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
  • Ordnung: Malpighiales
  • Familie: Johanniskrautgewächse Hypericaceae
  • Gattung: Johanniskräuter Hypericum
  • Art: Echtes Johanniskraut

In Deutschland werden 4 Varianten unterschieden:

  • Schmalblättriges Tüpfel-Johanniskraut var. angustifolium
  • Breitblättriges Tüpfel-Johanniskraut var. latifolium
  • Kleinblättriges Tüpfel-Johanniskraut var. microphyllum
  • Gewöhnliches Tüpfel-Johanniskraut var. perforatum

Die Gattung Jahnniskräuter umfasst ca. 370 Arten und ist fast weltweit verbreitet. Weitere Arten:

  • Mannsblut Hypericum androsaemum
  • Behaartes Johanniskraut Hypericum hirsutum
  • Liegendes Johanniskraut Hypericum humifusum
Johanniskraut
Johanniskraut, Blatt
Johanniskraut, Blüte

Beschreibung

Blütezeit: Juni bis September

Vorkommen: Europa, bis 2000 Meter; in lichten Wäldern, auf Magerrasen, an Böschungen.

Kennzeichen: Zwanzig bis einhundert Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel verholzt, leicht aufgebogen; Stängelblätter gegenständig, vier bis neun Zentimeter lang, eineinhalb bis ddreieinhalb Zentimeter breit, schmal-eiförmig bis eiförmig, sehr kurz und undeutlich gestielt oder sitzend, etwas lederig und zäh, auf der Oberseite dunkelgrün, auf der Unterseite graugrün, im Herbst und Winter auf der Oberseite oft rötlich oder schmutzig-braun überlaufen, auf der Unterseite oft fleckig verfärbt; Blüten einzeln am Ende der Triebe, sechs bis acht Zentimeter im Durchmesser, goldgelb, fünf Blütenblätter, deutlich asymmetrisch und zuweilen vorne undeutlich gelappt-gekerbt, am Rande ohne schwarze oder rote punktförmige Drüsen, fünf Kelchblätter, breit-eiförmig, vorn abgerundet, drüsenlos, Staubblätter an ihrer Basis zu fünf Bündeln verwachsen, Staubbeutel rötlich-gelb; Frucht, nickende, eiförmige, fleischige Kapsel, ca. zwei Zentimeter lang; Rhizom unterirdisch kriechend, spindelförmig.

Verwechslung: Mit anderen Johanniskraut-Arten, die man aber auch verwenden kann. Die zwei Längskanten des Stängels sind Unterscheidungsmerkmal des Echten Johanniskrautes zu anderen heimischen Arten.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und weiche Triebe von April bis Juli, die Blüten von Juli bis August.

Die Pflanze schmeckt bitter-herb.
Wenn man die Blüten mit den Fingern zerdrückt, tritt ein roter Farbstoff aus, der eine eine photosensibilisierende Wirkung hat.

Kultur im eigenen Garten: Johanniskraut wächst auf eher trockenem Boden in der Sonne oder im Halbschatten. Die Vermehrung kann durch Aussaat im Herbst oder im Frühjahr oder durch Teilung im Herbst oder Frühjahr erfolgen.

Wissenswertes

Namensgebung: Der Name hypericum kommt aus dem Griechischen: hyper = über, oberhalb und eikon = Bild. Die Griechen wanden den Büsten ihrer Götter das Johanniskraut um den Kopf. Daher rührt auch der Brauch, das Echte Johanniskraut am Johannistag über einem Bild anzubringen, um so Schlechtes abzuwehren. Der Artname ist lateinisch, perforatum = durchlöchert und bezieht sich auf die kleinen durchsichtigen Regionen der Blätter. Die Bezeichnung Johanniskraut leitet sich vom Beginn der Blütezeit der Pflanze um den Johannistag (24. Juni) ab. Der Name "Tüpfelhartheu" bezieht sich auf die Öldrüsen und den harten Stängel.

Heilkunde: Die Wirkung der Pflanze wird als adstringierend, antiseptisch, harntreibend, narbenbildend, sedativ, wundheilend und wurmtreibend beschrieben.
Konrad von Megenberg (14.Jh.) und Albert Magnus (13.Jh.) loben die Wirkung auf Herz, Leber und Niere. Paracelsus (16. Jh.) kannte bereits die antidepressive Wirkung. Gemäß der Signaturenlehre wurde das Johanniskraut bei "Blut"-Krankheiten wie Blutarmut oder Blutungen eingesetzt. In der Schulmedizin wird das blühende Kraut gegen psychvegetative Störungen, depressive Verstimmungen, Angst und nervöse Unruhe verwendet. Das aus der Pflanze gewonnene Öl (Rotöl) wird innerlich bei Verdauungsbeschwerden, äußerlich bei Muskelschmerzen und Verbrennungen ersten Grades angewandt.
In der Homöopathie ist Hypericum das Mittel für Verletzungen der Nerven.
Ende der 1990er Jahre wurde festgestellt, dass Johanniskraut Enzyme, die für den Abbau von Arzneistoffen verantwortlich sind, aktiviert. So werden Herzglykoside, Gerinnungshemmer und auch verschiedene Antibabypillen unter dem Einfluss von Johanniskraut vermehrt abgebaut.

Nutzpflanze: Das Johanniskraut wurde früher zum Färben von Textilien verwendet.

Mythos/Geschichte: Der Legende nach durchstach Heodias des enthaupteten Johannes Zunge mit Nadeln und aus dem zur Erde getropften Blut entspross die Pflanze. Da sie enorme Heilkräfte hat,war der Teufel so wütend auf die Pflanze, dass er eine Nadel nahm und die Blätter durchbohrte. Die Pflanze war jedoch so stark, dass sie auch dies überlebte und so sieht man auch heute noch in den Blättern winzige Löcher, wenn man sie gegen das Licht hält.

Magie/Brauchtum: Johanniskraut gehörte vielerorts ins Sonnwendbüschel, ebenso ins Kräuterbüschel an Mariä Himmelfahrt (15. August). Die Blüten befreien vor angezauberter Liebe, ins Taschentuch gepresst bestätigen sie bei Rotfärbung, dass man geliebt wird.
Wegen seiner Fähigkeit, Dämonen zu verjagen, wurde das Johanniskraut auch als "fuga daemonum" (Jageteufel) bezeichnet und an die Türen und Fenster der Häuser und Ställe gesteckt, um Gewitter und Behexung fernzuhalten. Aus demselben Grund gab es den Brauch, in das erste Bad eines Kindes ein paar Tropfen Johanniskrautöl zu gebn. Neben bösen Geistern soll das Kraut auch Ratten und Mäuse abwehren und vor Gewitter und Hagel schützen. Um Bettnässen vorzubeugen, wurde es unter das Leintuch ins Kinderbett gelegt.