Bericht: Mein Weg vom gekochten Vegetarier zum instinktiven Rohköstler

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Autor: Christina im September 2006


Ich heiße Christina, bin 20 Jahre alt und wohne in einem kleinen Dorf in der Nähe von Berlin. Da ich hier inmitten des Nichts sehr behütet aufgewachsen bin und in dieser Siedlung nur 50 Menschen leben, hatte ich schon immer einen großen Draht zur Natur, zu Tieren und zu mir selbst.

Mit 12 Jahren hatte ich mich entschlossen kein Fleisch mehr zu essen, nach dem Motto "meine Freunde esse ich nicht" usw., und weil mich das alles so anekelte. Ich begann mich über viele Dinge zu informieren, Tierhaltung, Tierversuche, ich saugte alles auf und fühlte mich dadurch in meinem Lebensstil bestätigt. "Der Schmerz ist das wirksamste Mittel gegen den Schlaf des Geistes" und somit tat ich meiner Seele jede Grausamkeit an um aufzuwachen aus der Unbewusstheit. Ja, ich schaute mir sogar ein Video an, in dem Rinder lebendig geschlachtet werden (also ohne Betäubung) und schreien, wenn ihnen der Bauch aufgeschlitzt oder ein Bein abgesägt wird (das Video hab ich übrigens immer noch). Ich weinte danach einen ganzen Tag lang, zitterte am ganzen Körper und hatte noch ewig Albträume. Und ich fühlte mich so schuldig, weil ich all die Jahre als Kind Fleisch gegessen habe und mir keine Gedanken dabei gemacht habe. Aber vor allem hatte ich Hass auf meine Eltern, weil sie mir nie gesagt haben dass so was mit den Tieren auf dieser Welt passiert, ich war so sauer! Sauer auf die ganze Welt!

Mit Anfang 16 merkte ich ein erstes Mal, dass mich eine Kochkostmahlzeit nicht zufrieden stellte. Ich weiß noch genau: da gab es zu Hause wieder ein typisches Sonntagsgericht (Kartoffeln, Soße, Gemüse, (Fleisch)) und nach dem Essen sagte ich meiner Mutter, dass so ein Essen irgendwie komisch ist, es macht gar nicht richtig satt und es fühlt sich so unangenehm und unlebendig im Körper an, so tot. Meine Mutter verstand natürlich nicht, was ich meinte, doch ich begann den Unterschied zu erfahren zwischen gekochter und roher Nahrung. So begann ich langsam meinen Körper immer mehr zu sensibilisieren.

Im Frühjahr 2003 setze ich dann, um den Hass auf die Menschheit zu vergrößern, noch eins drauf und entschloss mich, vegan zu leben, um frei von aller Schuld zu sein. Ich fühlte mich anfangs so toll, vor allem weil ich kein schlechtes Gewissen mehr hatte wegen den Tieren, das war mir sehr wichtig. Es war ein richtiges Selbstverwirklichungsgefühl. Und ich war so stolz auf mich. Ich informierte mich schnell darüber, was vegan ist und was nicht (da muss man ja aufpassen mit Brot und so, was da alles drin ist) und auf Dauer wurde mir das alles zu kompliziert und ich entschloss mich einfach nur alles so zu essen wie es ist, da kann mir keiner was untermischen. Ich erkannte die Einfachheit in der Ernährung. Und gegen Brot und Nudeln usw. hatte ich sowieso schon eine Abneigung, weil ich merkte, dass es mir nicht gut tat und irgendwie überflüssig war. So schlitterte ich langsam aber sicher in die vegane Rohkost rein, ohne zu wissen was da eigentlich mit mir passiert: ich habe nur auf meinen Körper und mein Gewissen gehört, das war alles. Dass es so was wie Rohköstler gibt, wusste ich damals gar nicht. Irgendwann aß ich dann zum Mittag lieber Äpfel und Bananen. Meine Eltern wunderte das alles sehr, dass ich auf die tolle Kochkost verzichtete. Und ich fühlte so sehr, dass es richtig war, was ich tat, denn ich fühlte mich so gut.

Ab Juni 2003 bin ich also roh (wenn man die erhitzen Trockenfrüchte und Nüsse aus dem Bioladen ausklammert, die ich anfangs noch gegessen habe). Ich war zwar nie richtig krank gewesen und immer schon ziemlich gesund, aber wie ich mich durch Rohkost fühlte war einfach unbeschreiblich gut. Mein erster Rohkostsommer war einerseits durch das tolle Körpergefühl und die leckeren Früchte im Garten richtig toll, doch andererseits war ich immer noch vegan und voller Hass auf die "Leichenfresser", sodass ich meine Familie damit fast kaputt gemacht habe, weil ich immer agressiv wurde, wenn ich Fleisch sah, denn es holte mir immer wieder und wieder die Bilder aus den Zeitschriften (z.B. Brennglas Verlag, falls einigen das was sagt) und aus dem Video hervor. Ich habe nicht geschafft, das zu verarbeiten und vielleicht wollte ich das auch nicht. Natürlich erfuhr ich inzwischen, dass ich ein "Rohköstler" bin, da ich viel im Internet las und auch das Urkostforum entdeckte. So bestellte ich mir natürlich den Gesundheits-Konz und las ihn in meinen Sommerferien von vorne bis hinten durch. Das Resultat waren folgende Erkenntnisse: 1. Die Natur hat immer Recht, 2.Wildkräuter zu jeder Mahlzeit. Doch das war nicht alles: jetzt erweiterte sich mein Hass auf Leichenfresser auch noch auf die Ärzte und auf die Kosmetik- und Medikamentenindustrie und ich bekam Albträume von all den gruseligen Dingen, die dort drin stehen und zu sehen sind. Die Bilder von Tierversuchen brachten mich hunderte Male zum Weinen und ich wurde so schrecklich tief berührt, dass ich diese Welt hasste. Das war eben eine schmerzhafte Art der Bewusstwerdung die ich gewählt hatte. Ich war in jenem Sommer so aggressiv, dass meine Eltern mir sogar den Gesundheits-Konz wegnehmen wollten. Doch den Mut dort reinzuschauen oder mit mir darüber zu reden, was in mir vorgeht, hatten sie auch nicht, und so musste ich alles mit mir allein verarbeiten.

Eines Tages entdeckte ich im Gesundheits-Konz einen Spruch: "Nur ein Dummer schleppt sich am Hass gegen andere zu Tode." Und dann ging mir ein Licht auf, ich erkannte, was ich mir selbst mit dem ganzen Hass eigentlich antue und dass der keinem was nützt, und ich erlöste mich davon, was mir natürlich sehr gut tat. Doch verarbeiten konnte ich all das bis jetzt immer noch nicht. Als ich den Gesundheits-Konz las, da fand ich, es ist das wichtigste Buch in meinem Leben und, dass jeder es lesen sollte, das wäre auch gar nicht mal so falsch bezüglich einiger Informationen. Doch wenn ich fühle was mir all das damals seelisch angetan hat und dass es fast wie eine Gehirnwäsche war, dann finde ich dieses Buch sehr gefährlich.

Dann verging der Sommer und der Herbst begann und ich lebte mich immer besser in die Rohkost ein, sofern das als Veganer möglich ist. Salate machte ich mir schon ziemlich früh keine mehr, weil ich zu faul war, es mir nicht schmeckte und ich es unnatürlich fand. Dann las ich immer häufiger im Internet über "instinktive Rohkost", rohes Fleisch, rohen Fisch usw. Da ich meinen Hass auf die Fleischfresser ja schon losgeworden war, betrachtete ich diese Ernährungsform ganz offen, und obwohl ich zu dieser Zeit körperlich davon überzeugt war, dass vegane Rohkost das Richtige für mich ist, hatte ich eine Vision von mir, dass ich auch einmal "Instincto" werde. Das konnte ich in diesem Moment noch nicht begreifen und es war ein ganz komisches Gefühl.

Im ersten Rohkostwinter begann ich dann irgendwie alles durcheinander zu fressen, falsche Kombinationen eben, weil ich anders nicht satt wurde mit der veganen Rohkost. Ich informierte mich immer mehr über "instinktive Rohkost" und spürte, dass es richtig ist und mein Körper nach Tierischem verlangte. Mit meinem Gewissen konnte ich das allerdings nicht vereinbaren durch die ganze Manipulation und die Schuldgefühle... "Ich würde töten, oh mein Gott! Das kann ich nicht!" ...waren meine Gedanken.

Ich beobachtete meinen Bedarf an Tierischem, indem ich darauf achtete wie der Geruch des gekochten Fleisches oder Fisches von meinen Eltern auf meinen Körper wirkt. Es wunderte mich, dass das, was mich am Anfang der Rohkost so anekelte und eklig roch, plötzlich so gut roch. Eines abends dann wollte ich es wissen: ich ging zum Kühlschrank meiner Eltern und roch intensiv an einer Dose Fisch in Tomatensoße, und ich bekam so schrecklichen Speichelfluss. Doch dann wusste ich es: ich brauchte Tierisches. Und dann tat ich etwas, was man nur tun kann, wenn man seinen Körper mehr liebt als Tiere, die man gar nicht kennt: ich kaufte mir rohen Fisch. Ich ging gleich am nächsten Tag in einer Freistunde einkaufen. Ich habe diese Szene noch genau vor Augen, denn es war so zwiespältig: einerseits fühlte ich mich so voller Liebe, weil ich tief im Inneren wusste, dass es richtig ist was ich tue, doch andererseits tat ich ja jetzt etwas, wofür ich die ganze Menschheit gehasst habe: ich tötete. Mein schlechtes Gewissen war so groß (ich hatte Verfolgungswahn und dachte alle Menschen gucken mich an), doch mein Bedarf und meine Liebe zu mir selbst waren größer.

Als ich den Fisch zu Hause aß, war es wie im Paradies, es schmeckte so unendlich gut. Mein Körper war so glücklich und ich spürte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder, wie es sich anfühlt, satt zu sein und dem Körper zu geben, was er braucht. Es war so eine große Überwindung für mich, dass ich stolz auf mich war. Den nächsten Tag wachte ich das erste Mal seit langem wieder auf, ohne gleich Hunger zu haben. Ich ging dann gleich wieder Fisch kaufen und probierte alles durch, von Lachs bis Sardine, ich aß sehr viel am Anfang. Meine Akzeptanz gegenüber dem, was ich tat, wurde größer und mein schlechtes Gewissen kleiner. Ich erkannte zum ersten Mal in meinem Leben, was es bedeutet Frieden in sich zu haben, denn den spürte ich damals zu ersten Mal wieder, als mein Körper das bekam wonach er verlangte und er durch den Mangel nicht mehr Krieg in sich und mit seiner Umgebung hatte. "Frieden durch Töten" sagte ich mir immer, so komisch es auch klingt.

So begann ich also mich ab März 2004 instinktiv zu ernähren. Kurze Zeit später lernte ich auch Orkos kennen und machte erste Erfahrungen mit Kassia die nochmals vieles veränderten. Ich konnte am Anfang ziemlich viel lutschen (ca.1/3 Packung geschälte Kassia täglich) und durch die Entgiftung veränderte sich so vieles in mir, körperlich und geistig. Ich begann endlich wieder ordentlich zu werden, ordentlich in meiner Schrift, mit meinen Schulsachen, auf meinem Schreibtisch, in meinem Zimmer, Kleiderschrank. Ja, endlich kam auch wieder Ordnung in meine Gedanken und in das was ich tat. Ich bekam so viel Klarheit und es fühlte sich so gut an. Auch in der Schule machte sich die Entgiftung bemerkbar. Nicht nur, dass ich oft mitten in der Stunde zur Toilette musste, auch meine geistige Lernfähigkeit wurde verbessert. Also, ich war nie doof im Kopf oder konnte nicht lernen, doch die Klarheit die ich durch Kassia erreichte vereinfachte alles enorm, und Mathematik, das Fach das ich als Kochköstler gehasst und nie verstanden habe, war seitdem mein Lieblingsfach und Tests mit Einsen wurden später immer häufiger.

In den letzten 2 ½ Jahren habe ich viel Erfahrung gesammelt mit instinktiver Rohkost. Ich bestelle oft bei Orkos, was mir sehr gut tut. Auch Wildkräuter sammle ich gerne und jeden Tag (im Winter nur jeden 2. Tag). Sauerampfer habe ich als Kind schon immer gegessen. Und Meerschweinchen (aus dem Tierheim) habe ich schon seit 8 Jahren und für die bin ich sowieso früher schon jeden Tag Kräuter und Gras sammeln gegangen. Naja, und dann begann ich eben damals einfach mit ihnen mit zu essen smile, so isst man auch nicht allein. Und wenn ich Fleisch oder Fisch esse, dann sitzt mein Kater meistens neben mir. Mein Bedarf an Tierischem ist sehr unregelmäßig, doch wenn ich etwas brauche, dann brauche ich es unbedingt. Fisch, Eier und Ameisen esse ich zurzeit sehr gerne. War auch letztens selbst angeln, denn ganz frischen Fisch mag ich am liebsten. Seit Beginn der Rohkost hat sich so vieles in mir verändert und es kommt mir vor als wäre ich vorher wie eingeschläfert gewesen, ich denke viele wissen was ich meine. Die Rohkost ist für mich von Anfang an so selbstverständlich gewesen wie der Sonnenaufgang am Morgen oder der Sternenhimmel in der Nacht.