Die Vielfalt in der rohen Ernährung

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Dieser Artikel befaßt sich mit der Wichtigkeit einer breiten Lebensmittelpalette bei der Ernährung mit Rohkost.

Die Lebensmittelpalette der Affen

Unsere nächsten Verwandten im Tierreich, die Affen, zeigen, daß eine vielfältige Lebensmittelpalette ein völlig natürliches Phänomen ist. Dazu ein Zitat von der ausgezeichnet recherchierten Seite www.beyondveg.com, aus dem Abschnitt Correcting the vegetarian myths about ape diets (deutsch: Korrektur der vegetarischen Mythen über die Ernährung von Affen):

The predilection of chimpanzees toward omnivorous opportunism. An important observation that cannot be overlooked is the wide-ranging omnivorousness and the predilection for tremendous variety in chimpanzees' diet, which can include up to 184 species* of foods, 40-60 of which may comprise the diet in any given month, with 13 different foods per day being one average calculated.[90]

[90] = Goodall, Jane (1986) The Chimpanzees of Gombe: Patterns of Behavior. Cambridge, Mass.; London, England: The Belknap Press of Harvard Univ. Press, page 232.

Übersetzung:

Die Vorliebe von Schimpansen für einen allesfressenden Opportunismus. Eine wichtige Beobachtung, die nicht übersehen werden kann, besteht darin, daß Schimpansen breitgefächerte Allesesser sind und eine Vorliebe für eine enorme Vielfalt in ihrer Ernährung zeigen, die bis zu 184 Arten von Lebensmitteln umfaßt, von denen 40-60 die Ernährung eines bestimmten Monats ausmachen, mit einem Durchschnittswert von 13 verschiedene Lebensmitteln pro Tag.

Wie aus diesem Zitat hervorgeht, verzehren unsere Verwandten in freier Natur, die Affen, durchschnittlich (!) 13 verschiedene Lebensmittel am Tag. Dies bedeutet natürlich nicht, daß sie von 13 Lebensmitteln große Portionen verzehren. Im Gegenteil ist es klar, daß bei einem solchen Durchschnittswert die meisten Lebensmittel nur in sehr geringer Menge verzehrt werden, bis hinunter zu weniger als einem Gramm für dieses oder jenes Kräutlein. Es kommt bei den Affen jedoch auch langfristig eine sehr große Auswahl zustande, wie man an der Zahl von 40-60 verschiedenen Lebensmitteln in einem Monat sieht.

Fehlende wissenschaftliche Erkenntnisse

Die Wissenschaft ist bei diesen Dingen noch sehr stark im Mengendenken befangen und redet uns seit Jahrzehnten ein, wir müßten lediglich genügend Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette essen, dann würde schon alles stimmen. Sie weiß leider sehr wenig über Vitamine, Spurenelemente und andere Inhaltsstoffe von Lebensmitteln, die langfristig für die Erhaltung der Gesundheit erforderlich sind. Dies ist nicht verwunderlich, weil es sich um eine große Vielzahl von Substanzen handelt, deren Erforschung mühsam ist und wenig materiellen Gewinn verspricht. Es kann angenommen werden, daß noch längst nicht alle essentiellen Nährstoffe bekannt sind. Zuletzt wurde im Jahr 1926 das Vitamin B12 entdeckt.

Die natürliche Lebensmittelpalette

Die natürliche Lebensmittelpalette umfaßt Früchte, Honig, Gemüse, Kräuter, Fleisch, Eier, Erden, Wasser, Fisch, Salz, Kokossaft und weitere Lebensmittel. Ausführliche Informationen über die einzelnen Lebensmittel sind hier zu finden:

Ein nicht zu unterschätzender Effekt besteht dabei darin, daß man als Rohköstler mit den Jahreszeiten geht, d.h. daß die Auswahl an Lebensmitteln sich an deren natürlicher Saison orientiert. Dieser Zusammenhang wurde durch die industrialisierte Herstellung denaturierter und konservierter Nahrung weitgehend aufgehoben.

Einschränkungen der Lebensmittelpalette

Es gibt eine Reihe von mit dem Verstand getroffene Entscheidungen, die natürliche Lebensmittelpalette zu beschränken, die immer wieder von Rohköstlern genannt werden. Diese sind ungefähr nach absteigender Häufigkeit des Vorkommens geordnet:

  • vegane oder vegetarische Rohkost
  • festgelegte prozentuale Anteile von Lebensmitteln (z.B. "80/10/10")
  • Ausschluß von kohlenhydratreichen Lebensmitteln (englisch "low-carb")
  • Früchterohkost
  • ausschließlicher Verzehr heimischer Lebensmittel
  • Ausschluß von Nüssen als "unverdaulich"
  • Verzicht auf das Trinken von Wasser
  • auf die Rohkost übertragene Makrobiotik
  • ausschließlicher Verzehr von Obst und Gemüse

Alle diese Einschränkungen sind sinnlos und kontraproduktiv, d.h. sie führen langfristig dazu, daß man mit der Rohkost scheitert. Der Grund dafür liegt darin, daß man durch die Beschränkung der Lebensmittelpalette nicht alle Substanzen zu sich nimmt, die man für eine gute Gesundheit benötigt. Dies führt bei konsequenter Fortsetzung dieser Ernährungsweise zu echten Mangelerscheinungen. Meist führt jedoch der beginnende Mangel schon weit vor echten Mangelsymptomen dazu, daß man mit der Rohkost unzufrieden wird, nach Gekochtem giert, mit Mischen, Würzen und anderen Küchentricks anfängt, die man schon aufgegeben hatte, mit (meist gekochten) "Experimenten" liebäugelt oder sich schlicht eine "Ausnahme" leistet.

Wenn man sich bei solchen Verhaltensweisen ertappt, ist es höchste Zeit, die eigene Auswahl zu überprüfen und zu erweitern. Ethische und ökologische Erwägungen sind bei dieser Überprüfung völlig fehl am Platz und führen nur in die Irre. Anders ausgedrückt: dem menschlichen Körper ist es gleichgültig, warum er mangelernährt wird. Mangel ist Mangel, egal wie wunderbar die Beweggründe dafür sind, eine Mangelernährung zu praktizieren. Dazu im nächsten Abschnitt mehr.

Falsche Ziele bei Rohköstlern

Unter Rohköstlern gilt es oft als anzustrebendes Ziel, möglichst wenige verschiedene Lebensmittel an einem Tag zu essen und darüber hinaus auch noch die Mengen zu minimieren. Etwas übertrieben dargestellt scheint das höchste Ziel vieler Rohköstler einmal täglich eine Monomahlzeit (d.h. ein einziges Lebensmittel) zu sein, die zu monatlichen Kosten von höchstens 100€ führt. Als Begründung für dieses absurde Ziel werden oft finanzielle Zwänge angegeben, sogar von Personen, die über ein üppiges Einkommen verfügen.

Eine derartige Ernährung anzustreben, bedeutet, das Mangeldenken der Kochkost auf die Rohkost zu übertragen. In der Kochkost kommt man in der Tat mit 3-10 Zutaten für eine Mahlzeit aus, die sich auch langfristig fast nie ändern. Die Folgen dieser mangelhaften Ernährung manifestieren sich in Form von zehntausenden von Krankheiten. Eine Rohkost, die unter diesen Vorgaben praktiziert wird, kann bestenfalls kurzfristig funktionieren.

Wiederherstellen der natürlichen Bedingungen

Wenn die rohe Ernährung auf die Dauer funktionieren soll, dann ist neben hoher Qualität der verwendeten Lebensmittel eine breite Auswahl unerläßlich. Das bedeutet, daß man sich keinerlei willkürliche Einschränkungen bei dem auferlegen sollte, was man ausprobiert und (bei Gefallen) verzehrt. Die einzigen Einschränkungen, die heutzutage leider erforderlich sind, bestehen darin, keine denaturierten Lebensmittel zu verwenden und auf die Dauer auch nicht zuzulassen, daß Lebensmittel, die unter urzeitlichen Bedingungen extrem selten oder schwer verfügbar waren, einen hohen Anteil in der Ernährung einnehmen, z.B. Getreide, Trockenfrüchte, Cashewkerne, Palmennektar und überzüchtete Lebensmittel. Siehe dazu auch der Artikel Verfügbarkeit, Beschaffung und Zubereitung von Lebensmitteln.

Es ist also sinnvoll, die Ernährungsverhältnisse in freier Natur vor 100.000 Jahren so weit wie möglich wiederherzustellen.

Beobachtungen bei natürlicher Nahrungsvielfalt

Eine breite Lebensmittelpalette hoher Qualität, aus der richtig ausgewählt wird (am besten instinktiv), führt zu folgenden Beobachtungen:

  • anhaltende Sättigung und Zufriedenheit nach jeder Mahlzeit
  • sehr hohes Genußniveau bei jeder Mahlzeit, häufiges Auftreten von himmlischen Phasen
  • keine Gier nach gekochter Nahrung, keine Lust auf "Experimente" und "Ausnahmen"