Meerrettich

Aus Rohkost-Wiki
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Wissenschaftliche Namen: Amoracia rusticana, syn. Colchlearia armoracia
Synonyme: Bauernkraut, Fleischkraut, Grä, Grien, Kren, Maar-Reddig, Maressig, Mirch, Morretig, Pferderadies, Rachenputzer.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
  • Ordnung: Kreutblütlerartige Brassicales
  • Familie: Kreuzblütengewächse Brassicaceae
  • Gattung: Meerrettich Armoracia
  • Art: Meerrettich
Meerrettich, ganze Pflanze
Meerrettich, Blüte

Beschreibung

Blütezeit: Juni bis Juli.

Vorkommen: Heimat wahrscheinlich Süd-Russland oder Ost-Ukraine; wird als Gewürzpflanze angebaut, zuweilen an Bachufern verwildert.

Kennzeichen: Bis einhundertzwanzig Zentimeter hohe, ausdauernde Staude; Stängel kantig gefurcht; Grundblätter bis ein Meter lang, herzförmig, Stängelblätter gelappt bis kammförmig gefiedert; Blüten klein, weiß, am Ende der Stängel und Zweige in langen Trauben sitzend; Schötchen kugelig bis verkehrt eiförmig, vier bis fünf Millimeter groß; starker Wurzelstock, außen gelblich, innen weiß, ca. sechzig Zentimeter lang und ein bis fünf Zentimeter dick.

Verwechslung: Von der Blüte her mit anderen Kreuzblütlern möglich, die Wurzel und der von ihr beim Reiben ausgehende Geruch ist jedoch charakteristisch.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und Blüten April bis August, Wurzel September bis Februar.

Die jungen, frischen Blätter sind relativ mild im Geschmack, die älteren schmecken sehr scharf, ebenso wie die Wurzel. Die Wurzel ist in rohem Zustand geruchlos und verströmt den charakteristischen stechenden Geruch erst nach dem Anschneiden, bzw. Reiben. Die ätherischen Öle verflüchtigen sich allerdings rasch wieder.

Kultur im eigenen Garten: Meerrettich wächst auf nährstoffreichem Boden in der Sonne oder im Halbschatten. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr oder durch Teilung im Herbst oder Frühjahr. Aus zurückgelassenen Wurzelstückchen können neue Pflanzen wachsen. Er gilt als Schutz vor Kartoffelkäfern.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100g essbarem Anteil
Wasser 75,0
Kohlenhydrate 11,6
Eiweiße 2,8
Fette 0,3
Rohfasern 8,0
Mineralstoffe 2,2

Wissenswertes

Namensgebung: Nach Heinrich Marzell bedeutet der Name „der über das Meer zu uns gekommene Rettich“. Ein Hinweis auf diese Deutung entspricht auch die Tatsache, dass Meerrettich an Meeresküsten wächst. Nach anderer Meinung leitet sich Meerrettich von "Mährrettich" von Mähre = altes Pferd her und entspricht so so dem englischen horse-radish bzw. dem französischen radis de cheval. Drittens soll das "Meer" von "mehr" abgeleitet sein und Meerrettich somit "großer Rettich" heißen.

Heilkunde: Die Wirkung wird als antianämisch, gegen Bronchialerkrankungen wirkend, harntreibend, hustenbekämpfend, gegen Skorbut und stimulierend beschrieben.
Meerrettich wird innerlich bei Schwächezuständen, Arthritis, Gicht, Ischias, Erkrankungen der Atem- und Harnwege sowie fiebrigen Erkältungen gegeben. Übermäßige Einnahme verursacht Übelkeit und kann zu allergischen Reaktionen führen. Bei Magengeschwüren oder Schilddrüsenfehlfunktionen soll auf die Einnahme verzichtet werden. Der Saft des Meerrettichs hilft bei infizierten Wunden, Umschläge aus geriebenem Meerrettich fördern die Hautdurchblutung und werden bei Arthritis, Rippenfell- und Herzentzündungen angewendet. Auch bei Zahnschmerzen soll geriebener Meerrettich helfen können. Er galt außerdem als wirksames Mittel gegen Würmer.

Mythos/Geschichte: Meerrettich war schon in der Antike bekannt. Bereits 1000 v. Chr. wurde er von den Griechen verwendet. Dem Orakel zu Delphi wird folgender Spruch nachgesagt: "Radieschen ist sein Gewicht in Blei wert, Rettich in Silber, aber Meerrettich in Gold." Auf einem pompejischen Wandgemälde ist die Pflanze zu erkennen, Cato befasste sich in seinen Abhandlungen zum Ackerbau ausführlich mit ihm. In Deutschland soll der Meerrettich erst seit dem Mittelalter angebaut worden sein.

Magie/Brauchtum: Die Meerrettichwurzel sollte im Haus überallhin gestreut werden. Dadurch werden alle bösen Mächte vergrault und der Bann von Zaubern, die gegen einen bewirkt worden sind, wird gebrochen. Wenn man eine Scheibe vom rohen Meerrettich in den Geldbeutel legt, soll dieser niemals leer werden. Zur Stärkung der Abwehr und um Heilungskräfte zu mobilisieren trugen früher Kinder auf dem Land eine Halskette, die aus geschnittenen aufgefädelten Scheiben einer Meerrettichwurzel hergestellt war.