Schachtelhalm, Acker-

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Wissenschaftliche Namen: Equisetum arvense
Synonyme: Ackerschaftheu, Bandwisch, Fegekraut, Fuchsschweif, Kandelwisch, Kannenkraut, Katzenschwanz, Katzenstiel, Katzenwedel, Katzenzagel, Kuhtod, Pferdeschwanz, Polierkraut, Ratzenschweif, Schabrausch, Schafheu, Schafstroh, Scheuergras, Zinngras, Zinnheu, Zinnkraut, Zöpfling.

Systematik

  • Abteilung: Gefäßsporenpflanzen Pteridophyta
  • Unterabteilung: Schachtelhalmähnliche Sphenophytina
  • Klasse: Schachtelhalme Sphenopsida
  • Ordnung: Equisetales
  • Familie: Schachtelhalmgewächse Equisetaceae
  • Gattung: Schachtelhalm Equisetum
  • Art: Acker-Schachtelhalm
Acker-Schachtelhalm
Acker-Schachtelhalm, Stängel

Beschreibung

Blütezeit: Die Pflanze blüht nicht, sondern vermehrt sich durch Bildung von Sporen.

Vorkommen: Auf der gesamten Nordhalbkugel, bis 2500 Meter; feuchte Äcker, Wiesen, auf unkultivierten Plätzen; liebt sandig-lehmige und feuchte Böden; sehr häufig.

Kennzeichen: Zehn bis fünfzig Zentimeter hohe ausdauernde Pflanze mit tief, bis zu zwei Meter, im Boden verlaufendem Wurzelstock; Frühjahrstriebe (März-April) zehn bis fünfundzwanzig Zentimeter hoch, einfach, strohfarben bis rötlich, mit braunen acht bis zwölfzähligen Scheiden und endständiger, bräunlicher Ähre; Sporenähren von je vier elastischen Bändern umwickelt, entrollen sich bei Trockenheit, so dass es zur Austreuung der Sporen kommen kann; unfruchtbare Sommertriebe ab Mai nach dem Verwelken der Fruchtsprosse, stark quirlig verästelt, mit gefurchtem Stängel und vier bis zwölfzähnigen Scheiden; Äste drei bis fünfkantig.

Verwechslung: Mit anderen Schachtelhalmarten, es gibt zweiunddreißg Arten, von denen einige als giftig beschrieben werden, z.B. der Sumpfschachtelhalm Equisetum palustre. Bei ihm sind die ährentragenden Sprosse stets grün gefärbt. Hauptwirkstoffe des Sumpfschachtelhalms sind Alkaloide (Palustrin und Palustridin), Thiaminas, Aconitsäure, Spuren von Nicotin, Kieselsäure und Oxalsäure. Die Vergiftungserscheinungen treten besonders bei Tieren auf. Der Sumpfschachtelhalm enthält ein Vitamin B1 zerstörendes Enzym, welches bei Pferden zu Taumel-Erscheinungen führt und zum Verenden in völliger Erschöpfung. Bei leichteren Fällen kommt es zu Abmagerung und allgemeiner Schwäche. Er enthält weiterhin ein Piperidin-Alkaloid (Palustrin), welches bei Rindern zu Lähmungserscheinungen und zu Abnahme des Milchertrags führen kann. Für die äusserliche Anwendung beim Menschen soll er besser als der normale Acker-Schachtelhalm sein.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Junge Triebe von März bis April, sporentragender Kolben von März bis Mai, Blätter von März bis August, Wurzelknollen von September bis in den Winter.

Braune, weiche Stängel schmecken mild, ein wenig pilzartig. Grüne Stängel schmecken süß bis leicht bitter. Sie knirschen beim Kauen aufgrund des hohen Kieselsäuregehaltes zwischen den Zähnen. Die kleinen, runden Wurzelknollen sind bei Bedarf mild im Geschmack, sonst bitter.

Kultur im eigenen Garten: Er wächst auf feuchten Böden in Sonne oder Halbschatten. Der Kaltwasserauszug dient als Stärkungsmittel für Pflanzen und zur Vorbeugung gegen Blattläuse.

Wissenswertes

Namensgebung: Die im Frühjahr gebildeten Sporentriebe sehen einem Pferdeschweif nicht unähnlich, deshalb der lateinische Gattungsname equisetum von equus = Pferd. Der Artname arvense leitet sich von dem lateinischen Wort arvum = Ackerland, Saatfeld ab.
Viele der deutschen Namen rühren von der Verwendung der Sprossen zum Reinigen von Geschirr und Zinn her. Der Name Schachtelhalm kommt von dem eigenartigen Bau der Stängelglieder, die leicht wie Schachteln auseinandergenommen werden können, als wären sie nicht miteinander verwachsen.

Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, blutstillend, harntreibend und narbenbildend beschrieben.
Bereits im Altertum wurde der Acker-Schachtelhalm als Lieferant von Kieselsäure geschätzt, Dioskurides lobt seine blutstillende Kraft und Plinius der Ältere behauptete, dass die blutstillende Kraft so groß sei, dass es genüge, ihn in der Hand zu halten. Sebastian Kneipp setzte ihn zur Behandlung gegen Rheuma und Gicht und bei Störungen der Wundheilung ein.

Der Acker-Schachtelhalm wird heute bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und Nierengrieß verwendet, seine harntreibenden Eigenschaften nutzt man bei der Behandlung von Ödemen und seine blutstillende Wirkung bei verstärkter Monatsblutung und Nasenbluten. Außerdem lindert er rheumatische Beschwerden. Äußerlich wird er z.B. bei der Behandlung schlecht heilender Wunden, in Bädern bei Frostschäden, Durchblutungsstörungen, Schwellungen nach Knochenbrüchen, sowie Wundliegen verwendedt.

Homöopathie und anthroposophische Therapierichtung nutzen Equisetum u.a. bei Nieren- und Harnwegserkrankungen.
Zum Wesen der Pflanze gehören klare Strukturen und Gliederung, deshalb kann sie auch eingesetzt werden, wo diese z.B. bei Altersstarrsinn gestört sind. Auf körperlicher Ebene werden Knochen, Sehnen und Bänder gestärkt.

Nutzpflanze: Wegen ihres hohen Gehaltes an Kieselsäure benutzte man die Sprossen früher auch zum Reinigen von Geschirr und Zinn.

Mythos/Geschichte: Vor ca. 400 Millionen Jahren waren Schachtelhalme baumgross und bevölkerten riesige Wälder zusammen mit Riesenfarnen und Moosen. Aus den riesigen Schachtelhalmwäldern und Farnwäldern des Altertums der Erdgeschichte sind unsere heutigen Steinkohlvorkommen entstanden.

Magie/Brauchtum: Planet: Saturn; Element: Erde; Magische Kräfte: Schlangenmagie, Fruchtbarkeit.
Mit aus den Krautstängeln hergestellten Pfeifen lockten die Ureinwohner Amerikas Schlangen herbei.
Im Mittelalter wurden mancherorts getrocknete Frühlingsähren als männliche Fruchtbarkeitssymbole ins Schlafzimmer gehängt.