Stiefmütterchen, wildes

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Wissenschaftliche Namen: Viola tricolor
Synonyme: Ackerstiefmütterchen, Feldstiefmütterchen, Fronsamkraut, Freisam, Freisamveilchen, Jesusblümchen, Muttergottesschuh, Mädchenaugen, Schwigerli, Schwögerli, Gedenkemein, Schöngesicht, Dreifaltigkeitsblume, Jelängerjelieber, Kathrinchen, Samtblümlein, Samtveigerl, Siebenfarbenblume, Stiefkinder, Tag- und Nachtblümlein, Unnütze Sorge.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
  • Ordnung: Malpighiales
  • Familie: Veilchengewächse Violaceae
  • Gattung: Veilchen Viola
  • Art: Wildes Stiefmütterchen

Zur Gattung Veilchen Viola gehören über fünfhundert verschiedene Arten. Sie sind fast überall verbreitet, es gibt sogar eine Art, die auf stark schwermetallhaltigen Böden wächst, das gelb blühende Galmeiveilchen Viola calaminaria. Weitere Arten sind u.a.:

  • Veilchen, wohlriechendes Viola odorata
  • Weißes Veilchen Viola alba
  • Steppen-Veilchen Viola ambigua
  • Hunds-Veilchen Viola canina
  • Hohes Veilchen Viola elatior
  • Sumpf-Veilchen Viola palustris
  • Wald-Veilchen Viola reichenbachiana
  • Moor-Veilchen Viola uliginosa
Wildes Stiefmütterchen
Wildes Stiefmütterchen, Blatt
Wildes Stiefmütterchen, Blüte

Beschreibung

Blütezeit: April bis Oktober.

Vorkommen: Europa, bis 1800 Meter; Wiesen, Wegränder, Brachflächen; Verbreitungsschwerpunkt auf sandigen, mageren Böden.

Kennzeichen: Zehn bis vierzig Zentimeter hohe, einjährige bis mehrjährige krautige Pflanze; Blätter eiförmig bis länglich, gestielt, gekerbt, mit großen fiederteiligen Nebenblättern mit zwei bis vier Paar schmaler Seitenabschnitte und einem größeren Endabschnitt; Blüten weiß, gelb oder violett, oft gemischt, lang gestielt, mit je fünf ungleichen Kelch- und Kronblättern, unteres Kronblatt gespornt, fünf Staubblätter.

Verwechslung: Mit anderen Veilchenarten. Man kann sie dadurch unterscheiden, dass beim Veilchen drei Blütenblätter nach unten und zwei nach oben zeigen, während beim Stiefmütterchen eins nach unten und vier nach oben zeigen.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter, Blüten und Wurzeln von März bis Oktober.

Der Geschmack ist je nach Bedarf würzig bis bitter.

Kultur im eigenen Garten: Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr oder Herbst oder durch Stecklinge. Das Stiefmütterchen sät sich in den folgenden Jahren selbst aus.

Wissenswertes

Namensgebung: Der Name "Stiefmütterchen" bezieht sich auf die ungleich gestalteten und gefärbten Blütenblätter: Das unterste, große und stark gefärbte Blütenblatt sitzt auf zwei Kelchblättern, das ist die Stiefmutter. Links und rechts neben ihr sitzen ihre zwei buntgefärbten Töchter jeweils auf einem Kelchblatt. Die zwei oberen, meist einfach violettfarbenen Blütenblätter stellen die zwei Stieftöchter dar. Sie müssen sich mit einem gemeinsamen Kelchblatt begnügen. Vielleicht kommt die im Volksmund sprichwörtliche "stiefmütterliche" Behandlung bei Vernachlässigung von diesem Bild her. Der Vater wird von von Griffel und Narbe der Blüte symbolisiert und sitzt in der Mitte der Blüte von den Frauen seiner Familie umringt.
Dreifaltigkeitskraut, weil die Blüte als Sinnbild für die göttliche Dreifaltigkeit gesehen wurde.

Heilkunde: Die Wirkung wird als abführend, blutreinigend, brechreizerzeugend, fiebersenkend, harntreibend, krampflösend, narbenbildend, schweißtreibend und tonisch beschrieben.
Die Pflanze wird besonders als auswurfförderndes Mittel gegen Husten verwendet. Auch bei Hautkrankheiten wie Milchschorf bei Säuglingen und anderen Hautkrankheiten wird sie eingesetzt. In der Volksmedizin ist das Stiefmütterchen eine der ursprünglichsten Kinderheilpflanzen, es wurde bei Keuchhusten, Bauchschmerzen und Krampfanfällen gebraucht.
Zu den Anwendungsgebieten homöopathischer Zubereitungen gehören Ekzeme mit Juckreiz und Borkenbildung sowie Entzündungen der Harnwege.

Nutzpflanze: Als Zier- und Heilpflanze wird die Art seit dem Mittelalter kultiviert und in Großbritannien seit 1810 veredelt.

Mythos/Geschichte: Das wilde Stiefmütterchen war schon im Altertum bekannt, wurde aber nicht genutzt. In Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts wurde sie gegen Hautkrankheiten empfohlen. Das Erscheinungsbild des Wilden Stiefmütterchens hat in Märchen, Sagen und Erzählungen seinen Niederschlag gefunden; so z.B. in Theodor Storms Novelle "Viola tricolor". In Shakespeares "Sommernachtstraum" träufelt Oberon der schlafenden Titania Stiefmütterchensaft auf die Lider, damit sie sich in das erste Wesen verliebt, das sie beim Erwachen sieht (und das ist ein Esel).

Magie/Brauchtum: Mancherorts trug man am Dreifaltigkeitstag, dem Sonntag nach Pfingsten Stiefmütterchen in die Kirche. Stiefmütterchen werden zur Anziehung von Liebe getragen. Wenn beim Pflücken von Stiefmütterchen noch Tau auf deren Blättern liegt, bedeutet dies baldigen Regen.