Wegwarte, gemeine

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Wissenschaftliche Namen: Cichorium intybus
Synonyme: Wilde Endivie, Hansl am Weg, Hasenmilch, Verwünschte Jungfer, Kaffeekraut, Sonnenbraut, Sonnenwedel, Wegeleuchte, Zichorie.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Asternartige Asterales
  • Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
  • Unterfamilie: Cichoroidae
  • Gattung: Wegwarten Cichorium
  • Art: Gemeine Wegwarte

Zur gleichen Gattung gehört die Kulturform Endivie Cichorium endivia, zur gleichen Art die Kulturformen Chicorée, Radicchio und Zuckerhut Chicorium intybus var. foliosum.

Wegwarte
Wegwarte, Blatt und Stängel
Wegwarte, Blüte

Beschreibung

Blütezeit: Juni bis Oktober.

Vorkommen: Fast überall in Europa, Westasien und Nordwestafrika; Weg- und Straßenränder, auf Ödland, Feldrainen, Bahndämmen; auf Böden unterschiedlicher Art; stickstoffliebend.

Kennzeichen: Dreißig bis einhundertfünfzig Zentimeter hohe, mehrjährige krautige Pflanze; Stängel geknickt, sparrig, rauhaarig, innen hohl; obere Blätter länglich, ungeteilt, etwas stängelumfassend; grundständige Laubblätter fiederförmig; Blüten leuchtend blau, zungenförmig, Blütenköpfchen zu zwei bis drei in gedrängten Büscheln sitzend; Hülle doppelt, die äußere fünfblättrig und abstehend, die innere achtblättrig; Blüten sind nur bei Sonnenschein geöffnet und folgen dem Lauf der Sonne, öffnen sich gegen vier und fünf Uhr, schließen sich am frühen Nachmittag; Schließfrüchtchen gekrönt, mit Kranz kleiner, aufrechter Schuppen; Wurzel spindelförmig mit weißem Milchsaft.

Verwechslung: ist mit dem Alpen-Milchlattich Cicerbita sp. möglich, dessen Blüten sind allerdings dunkelblau bis violett gefärbt, der Stängel nicht verzweigt und er kommt eher im Gebirge, Dünen und sanigen Flußtälern vor.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: untere Blätter von April bis Juni; Blüten von Juli bis September; Stängel und junge Triebe von April bis Juni, im Frühjahr des 2. Jahres Ernte der Wurzel.

Im Frühjahr sind die Blätter der Grundrosette relativ mild im Geschmack, später werden sie immer bitterer. Die Blüten schmecken bitterlich-süß. Die Wurzel kann auch getrocknet verwendet werden, ist sehr bitter mit etwas süßem Beigeschmack.

Kultur im eigenen Garten: braucht nährstoffreichen, neutralen bis alkalischen Boden in sonniger Lage. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr, eine Selbstaussaat ist möglich.

Wissenswertes

Nutzpflanze: Die Gemeine Wegwarte ist die Mutterpflanze verschiedener Kulturpflanzen. Zur Blattnutzung wurden aus ihr der Zuckerhut oder Zichoriensalat, der Radicchio und der Chicorée gezüchtet.

Heilkunde: Die Wirkung der Pflanze wird als abführend, appetitanregend, blureinigend, fiebersenkend, gallentreibend, harntreibend, magenwirksam und tonisch beschrieben.
Seit dem Altertum ist sie eine beliebte Heilpflanze. Sie ist möglicherweise unter dem Namen solsequium eine der Pflanzen aus der Landgüterverordnung Karls des Großen. Paracelsus empfiehlt sie als schweißtreibend, Kneipp bei Magen- Darm- und Lebererkrankungen.
In der Pflanzenheilkunde wird sie zur Stimulierung und zur Heilung von Milz, Leber und Galle eingesetzt, sie gilt als das kräftigste Blutreinigungsmittel und das Lebermittel, wird aber auch zur allgemeinen Reinigung bei Hautkrankheiten und Ekzemen angewendet. Da sie Stauungen im Bereich der Pfortader beseitigt, heilt sie rückwirkend Hämorrhoidalleiden. Menschen mit gelblicher, ungesunder Hautfarbe, auch chronische Raucher sollen am meisten von dieser Pflanze profitieren.
Präparate aus der Wegwarte sollen auch in der Lage sein, durch Kationenbindung Schwermetalle wie Kadmium, Blei und Quecksilber, aber auch Pestizide zu binden. Unter dem Namen "Chicory" wird sie bei der Bach-Blütentherapie verwendet. Sie ist dem Seelenpotential der Mütterlichkeit und der selbstlosen Liebe zugeordnet.
In der ayurvedischen Medizin gilt sie als Kraut zur Verbesserung der Körpersäfte.

Mythos/Geschichte: Um eine Pflanze mit solch einer Ausstrahlungskraft ranken sich natürlich viele Geschichten und Legenden. Schon ein Papyrustext aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. erwähnt die Wegwarte. Auch Plinius berichtet, dass sie bei den Ägyptern als Zauberpflanze bekannt gewesen ist.
Vor allem aus dem ausgehenden Mittelalter sind viele Mythen bekannt, die der Wegwarte unglaubliche Zauberkräfte, vor allem im Liebeszauber, zuschreiben.
Nach einer alten Sage, die erstmals bei Hans Vintler in "Pluemen der Tugent" (15. Jahrhundert) erwähnt wird, sind die Blüten der Wegwarte die blauen Augen eines verwandelten Burgfräuleins, das am Wege vergeblich auf die Rückkehr ihres Geliebten vom Kreuzzug in das Heilige Land wartet.

Magie/Brauchtum: Wird die Pflanze am Jakobitag (25. Juli) mit einem Hirschgeweih oder einem Goldstück ausgegraben, dann kann man einem anderen Aberglauben zufolge jede Person betören, die man damit berührt und bekommt Bärenkräfte. Wer die an St.Peter und Paul (29. Juni) um 11.45 Uhr gegrabene Wurzel besitzt, vor dem springen alle Schlösser auf, der kann nicht eingesperrt werden. Auch beim Unsichtbarmachen soll die Pflanze helfen können. Man sagt, dass eine Wegwarte unter dem Kopfkissen einer Jungfrau im Traum den zukünftigen Ehemann erscheinen lässt.