Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln

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Dieser Artikel beschreibt Vorsichtsmaßnahmen, die jeder Rohköstler vor dem Verzehr unbekannter oder bisher noch nie in rohem Zustand verzehrter Lebensmittel beachten sollte.

Hinweise für Rohköstler und Nicht-Rohköstler

Grundsätzlich gilt: alles, was man in freier Natur an Eßbarem findet, ist so konstruiert, daß es auch bei versehentlichem Verzehr nicht schädlich ist. Deutliche Signale warnen vor der Überschreitung der ungefährlich eßbaren Menge. Jedoch haben die meisten heutigen Menschen es sich angewöhnt, die Signale ihres Körpers zu ignorieren oder erst bei sehr hoher Dringlichkeit zu beachten. Ferner befinden sich fast alle Menschen in einem mehr oder weniger starken Zustand der Vergiftung, der ihre Instinkte verwirrt.

Menschen, die sich mit einem mehr oder weniger großen Anteil gekochter Nahrung ernähren, wird daher an dieser Stelle dringend abgeraten, mit unbekannten rohen Lebensmitteln zu experimentieren. Sie sollten sich vielmehr an die üblichen Empfehlungen von Kräuterbüchern, Pilzführern usw. halten und nur eindeutig bestimmbare Lebensmittel zu sich nehmen, die als verzehrbar gelten. So lange man sich noch denaturiert ernährt, ist es nicht zu erwarten, daß die eigenen Sinne voll funktionsfähig sind und man sich auf sie verlassen kann.

Wer sich roh ernährt, dies jedoch in der selben Weise praktiziert wie vorher den Verzehr gekochter Nahrung, sein Essen also zubereitet, mischt, würzt, püriert, usw., sollte genau wie die Nicht-Rohköstler von der Erforschung unbekannter Lebensmittel ablassen, weil er sich damit höchstwahrscheinlich mehr oder weniger gefährliche Vergiftungszustände einhandeln wird. Vergiftungen durch unsachgemäßen Umgang mit Holunderbeeren, anderen Beeren sowie Pilzen sind in Rohköstler-Kreisen wohlbekannt.

Rohkost-Anfängern wird ebenfalls davon abgeraten, unbekannte Lebensmittel zu erkunden. Wer sich dagegen schon seit mindestens einem Jahr instinktiv und zu 100% von roher Nahrung ernährt, wird vermutlich schon oft mit solchen Experimenten geliebäugelt haben und kann sich mit den hier beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen an unbekannte Lebensmittel heranwagen.

Prüfung unbekannter Lebensmittel

Im Folgenden wird ein Verfahren beschreiben, mit dem man unbekannte rohe Lebensmittel auf Eßbarkeit prüfen kann, bevor man sie in größerer Menge zu sich nimmt. Das Verfahren gilt auch für bekannte Lebensmittel, die man noch nie in rohem Zustand verzehrt hat, sowie für verschimmelte oder verdorbene Lebensmittel.

Der Ablauf der Prüfung

Geruchsprobe

Die Prüfung eines unbekannten Lebensmittels fängt bei der Nase an. Riecht es anziehend oder tritt sogar Speichelfluß auf, dann ist dies ein Signal für einen körperlichen Bedarf an den Nährstoffen dieses Lebensmittels. Neutraler Geruch bedeutet entweder, daß kein Bedarf vorhanden ist oder daß der Ernährungsinstinkt das Lebensmittel mangels Erfahrung nicht einordnen kann. Abstoßender Geruch signalisiert Gefahr. Weitere Erläuterungen finden sich in dem Artikel Geruchssinn und instinktive Auswahl.

Verläuft die Geruchsprobe negativ, dann ist die Prüfung beendet und das getestete Lebensmittel sollte nicht verzehrt werden. Bei ekelhaftem Geruch kann man so verfahren, wie am Ende des Artikels Die Funktion des Ekels beim Menschen beschrieben.

Wenn die Geruchsprobe positiv oder neutral ausgefallen ist, geht man zum nächsten Schritt über.

Hauttest

Wenn man sehr vorsichtig vorgehen möchte, kann man eine kleine Menge des zu prüfenden Lebensmittels auf der Haut verreiben und die Reaktion innerhalb einer Stunde beobachten. Treten Hautreizungen, Rötungen, Schwellungen usw. auf, dann ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, daß dieses Naturprodukt nicht zum Verzehr geeignet ist. Naturvölker führen diesen Test übrigens bei Pflanzen durch, die ihnen unbekannt sind, um zu ermitteln, ob sie eßbar sein könnten.

Geschmacksprobe

Wenn der Geruchstest kein eindeutiges Ergebnis erbracht hat oder der Hauttest positiv verlief, kann man eine winzige Menge (weniger als 10 Gramm) des zu prüfenden Lebensmittels in den Mund nehmen und kauen. Meist merkt man schon nach Sekunden, ob es für den Verzehr geeignet ist oder nicht.

Man erspart sich unangenehme Erfahrungen bei der Geschmacksprobe, wenn man beim Geruchstest sorgfältig vorgeht und auch den Hauttest durchführt. Einige Pilzsorten führen nämlich auch beim Kosten kleiner Mengen dazu, daß man sich sprichwörtlich den Mund verbrennt und den brennenden Geschmack auch durch Ausspülen des Mundes für mindestens eine Stunde nicht wegbekommt. Einige Wildkräuter können zu ähnlichen Erscheinungen führen.

Wenn ein Lebensmittel sehr gut schmeckt, kann man die kleine Menge, die man für die Geschmacksprobe in den Mund genommen hat, herunterschlucken. In allen anderen Fällen soll der Mundinhalt ausgespuckt werden. Auch neutral schmeckende Lebensmittel sollen nicht verzehrt werden.

Wartezeit

Wenn die Geschmacksprobe positiv oder neutral verlaufen ist, dann ist es ratsam, dem Ernährungsinstinkt 1-3 Tage Zeit zu geben, sich auf dieses Lebensmittel einzustellen, indem man diese Zeit abwartet, bevor man einen weiteren Versuch mit dem zu prüfenden Lebensmittel macht.

Nochmalige Geruchs- und Geschmacksprobe

Nach Ablauf der Wartezeit testet man nochmals den Geruch und - bei einem anziehenden Eindruck - den Geschmack des zu prüfenden Lebensmittels. In vielen Fällen wird man verblüfft feststellen, daß sich der Geruchs- und/oder der Geschmackseindruck gegenüber dem ersten Versuch stark verändert hat. Dieses Phänomen läßt sich dadurch erklären, daß der Ernährungsinstinkt das ruhende Programm für das zu testende Lebensmittel aktiviert hat und beim zweiten Kontakt eindeutige Signale gibt.

Wenn die Signale bei der zweiten Geruchs- und ggf. Geschmacksprobe negativ oder neutral sind, dann ist die Prüfung beendet und das Lebensmittel kommt für einen Verzehr nicht in Frage.

Schrittweise Erhöhung der Verzehrsmenge

Sind die Signale der zweiten Geruchs- und Geschmacksprobe positiv gewesen, dann kann man schrittweise die Verzehrsmenge des unbekannten Lebensmittels erhöhen. Wer sehr vorsichtig vorgehen möchte, steigert die Verzehrsmenge über mehrere Tage in Schritten von 100 Gramm. Wer schon jahrelang Erfahrung mit der instinktiven Ernährung hat, kann bei der zweiten Probe gleich eine volle Portion essen, d.h. bis zum Eintreten der instinktiven Sperre.

In jedem Fall kann es nach dem Verzehr einer größeren Menge eines bisher unbekannten oder nie verzehrten Lebensmittels zu ungeahnten Entgiftungsreaktionen kommen, siehe dazu auch Rohkost und Entgiftung.

Hinweise für den Umgang mit den Ergebnissen der Prüfung

Individuelle Prüfungsergebnisse

Das Ergebnis der Prüfung gilt nur für den Prüfer selbst, nicht für andere. Es ist also keine gute Idee, wenn eine Gruppe von Rohköstlern unbekannte Kräuter von einer Person prüfen läßt und alle anderen sie dann ebenfalls verzehren. Die anderen Personen könnten sich in einem Zustand befinden, in dem die Kräuter, die der Prüfer für gut befand, äußerst ungeeignet sind. Der Ernährungsinstinkt funktioniert immer nur für den eigenen Körper, nicht für den anderer.

Ein positives Prüfungsergebnis bedeutet also, daß das Lebensmittel für den Prüfer und nur für diesen eßbar ist. Umgekehrt bedeutet ein negatives Prüfungsergebnis nicht, daß andere Personen dieses Lebensmittel nicht essen dürfen. Sie dürfen schon, aber sie sollten die Prüfung vorher selbst durchführen. Bei roher Ernährung sind allgemeine Aussagen bezüglich der Eignung von Lebensmitteln nicht mehr möglich.

Eßverhalten nach einem positiven Ergebnis

Die hier beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen funktionieren nur dann, wenn man das getestete Lebensmittel auch nach der Prüfung einzeln verzehrt und dabei seine körperlichen Signale beachtet, mit anderen Worten, wenn man die Regeln der instinktiven Ernährung beachtet.

Dringend abzuraten ist also von der Vorgehensweise, ein unbekanntes Lebensmittel mit dem hier beschriebenen Verfahren auf Eßbarkeit zu prüfen und dieses Lebensmittel anschließend in einem gemischten Salat zu verwenden. Bei kritischen Lebensmitteln wie bestimmten Kräutern, Pilzen, Beeren aber auch einigen exotischen Naturprodukten handelt man sich auf diese Weise eine Überlastung ein, die gefährlich werden kann.

Speziell zur Einhaltung der instinktiven Sperre sei auf den Abschnitt Folgen der Mißachtung der instinktiven Sperre hingewiesen.